114Kennzeichen der Volksmusik in RumänienDaneben wird die Bezeichnung »fifa« auch für die zuerst als »șuieraș«, danach als »muscal«, und schließlich, aus der persischen und arabischen Namensgebung her-aus allgemein als »nai« bekannte Panflöte verwendet. Sie ist die symbolträchtigste, traditionsreichste der rumänischen Flöten und wird auf vielen archäologischen Fun-den, z. B. romanischen Gräbern, abgebildet und bereits von Ovid in seinem Exil am schwarzen Meer beschrieben.204 Sie gilt als eng verbunden mit der Genese der ru-mänischen Kultur: »On romanian soil, the nai was known in remote times, since the very birth of the Romanian people.«205 Nach einem Bedeutungsverlust der Panflöte im 19. Jahrhundert ist ihre Wieder-entdeckung und Renaissance an die Tarafs der Lăutaris mit ihrer professionellen Entwicklung der artifiziellen Möglichkeiten gebunden. Vor allem bucium, tilinca und nai hinterlassen ihre volksmusikalischen Spuren in Form von spezifischen Artikulationsweisen, von Klangfärbungen mit ihrem at-mosphärischen Gehalt und von typischen Skalen, da die Färbung der Tonhöhe Ein-fluss auf die Halbtonschritte der Tonleitern nimmt. Typisch für den speziellen Hir-tenstil, »›a zice ciobănește‹ (to play shepherd-style)«,206 ist ein das eigene Spiel be-gleitender vokal-gutturaler, »kehliger« Basston, einen Bordun imitierend. Im folgen-den Hirtenstück dient er zum Ausdruck der Klage über den Verlust eines Tieres: Notenbeispiel 33: »Cînd a pierdut ciobanul oile«, in: Alexandru, 1980, S. 165, Takte 1-14.204Vgl. Alexandru, 1980, S. 95.205Ebd.206Ebd.