2.5 Die erste Generation der rumänischen Nationalschule135d’autre part la nécessité de prendre position devant les recherches fébriles du mou-vement musical européen du début du siècle.«77 Als Schlüsselkompositionen für die Bedeutsamkeit der 20er Jahre in Bezug auf die rumänische Nationalschule nennt sie die dritte Violinsonate (1926) von Enescu, das Streichquartett op. 9 (1926) von Jora, Două dansuri romănești (1926) von Rogalski, La piața (1928) von Jora, die Klaviersona-te op. 15 (1929) von Lazăr, Două schițe simfonice (1929) von Rogalski, Le ring von La-zăr.78 In diesen Werken kommt die Ironie als typisches Kennzeichen der rumäni-schen Moderne als Mittel der Verfremdung des volksmusikalischen Materials ins Spiel. Vor allem von den 30er Jahren an zeigt sich diese Tendenz zur abstrakteren, konstruktivistischen, im Sinne der »musique pure« neoklassizistischen und vor al-lem neobarocken Sprache, die an Stelle programmatischer Plakativität und origina-ler Anleihen abstrahierend mit den volksmusikalischen Vorlagen umgeht.79In Bezug auf die Entwicklung hin zu den 20er Jahren bezeichnet C. Firca die ru-mänische Schule als Teil der Moderne, »paradoxical […] as a result of the endea-vours of this school to define and express its … national identity.«80 Ihre innovative Kraft erwachse gerade aus den ganz anderen Grundlagen im Vergleich zur westli-chen Musik, da sie selber impressionistische wie expressionistische Elemente enthal-te, »a nationally individualised but also universally relevant music.«81 Die Öffnung und das Interesse an den künstlerischen Entwicklungen in Westeuropa zeigt sich dabei auch im Beitritt zur IGNM 1925, in der verstärkten Aufführung zeitgenössi-scher ausländischer Werke in Bukarest oder in den Auslandsaufenthalten der rumä-nischen Komponisten, die nicht nur als Studienaufenthalt, sondern auch als Wir-kungsfeld im internationalen künstlerischen Austausch von Bedeutung sind.Auf institutioneller Ebene vollziehen sich in der späten Phase der ersten National-schulgeneration grundlegende Etappenschritte, die von ideell-programmatischem Einfluss sind. Die oben erwähnte Gründung des Komponistenverbandes in Zusam-menhang mit einer von der Verbandszeitschrift »Muzica« 1920/21 angestoßenen Fachdebatte formuliert ein bewusstes Bekenntnis zur initiierten musikalischen Na-tionalschule. Erörtert wird das Anliegen, auf Grundlage der landeseigenen, wissen-schaftlich erforschten und zu erforschenden Volksmusik, nach 1930 auch der byzan-tinischen Kirchenmusik, eine eigenständige rumänische Musiksprache herauszubil-den, die sich ausdrücklich als Teil der gesamteuropäischen Moderne versteht, ob-wohl oder auch gerade weil ihre Charakteristika zum Teil westeuropäischen Para-digmen entgegenstehen.82 C. Firca bezeichnet die in diesem Sinne engagierten77A.a.O., S. 163; »einerseits das Bedürfnis, eine Kompositionsschule mit einem klar bestimmten – auto-nomen – Profil zu etablieren, andererseits die Notwendigkeit, Stellung zu beziehen gegenüber der fieberhaften Suche der europäischen musikalischen Bewegung Anfang des Jahrhunderts.«78Vgl. ebd.79Vgl. C. Firca, 2002, S. 164ff.80C. Firca, 1994, S. 56f.81Vgl. a.a.O., S. 58.82Vgl. C. Firca, 2002, S. 127f.