2.5 Die erste Generation der rumänischen Nationalschule145Zugriff auf Elemente der rumänischen Volksmusik komplementär dazu beitrage, sei Alfonso Castaldi der Initiator eines »musikalischen Impressionismus rumäni-scher Färbung«.1302.5.1.2.3 »Stil barbaro«Als weitere Einflussgröße auf die rumänische Moderne nennt Clemansa Firca, be-zugnehmend auf Bartóks Allegro barbaro und das explosive Klangmaterial während Strawinskys russischer Periode (1909–17),»the effects of shock aesthetics«131 und den »stile barbaro«.132 In Anlehnung an diese Kategorisierung von Siegfried Borris133 ordnet sie die Richtung dem »Radikalen Expressionismus«134 zu, durch welchen Strawinsky zum Antipoden des zeitgleich ausgeprägten deutschen Expressionismus werde.135 Rezipiert in Paris wie auch, u. a. forciert durch Brăiloiu, in Rumänien di-rekt, nehme diese Stilphase großen Einfluss auf Ausdrucksformen der Parodie, Ka-rikatur, Burleske oder Groteske in der rumänischen Moderne der 20er Jahre: »Ro-manian musical composition makes use of Stravinskian Expressionism, adopting its techniques of thickening, ostentatiously emphasizing the (›melodic‹, ›rhythmic‹, ›ac-cord‹) thematic element«.136 Typisch seien Polytonalität, asymmetrische Rhythmen, Polyrhythmik und Ostinati, zum Teil aus der Volksmusik herleitbar, denen bei den rumänischen Komponisten wiederum Inspirationsquellen aus der Musik der Bau-ern und der Lăutari zu Grunde lägen: »In works for orchestra written by Lazăr, Joraand Dinu Lipatti, one can find pages inspired from Gypsy music, at times aggressi-ve or caustic.«137 Andererseits rege die Inspiration von städtischer, auch westlicher Unterhaltungs- und Gebrauchsmusik der Sujets Jahrmarkt oder Zirkus, aus Militär-kapellen oder Brassbands persiflierende Verarbeitungsformen an.Mihalovici, der, 1898 geboren, gewissermaßen zwischen der ersten und der zweiten Nationalschulgeneration steht, wird, gefesselt von der Musik der »Groupe des Six«, zur treibenden Kraft dieser Entwicklung, außerdem Lazăr, Jora, Rogalski und Constantinescu. Als Beispiele für die »modern creative perspective: anti-con-ventional and intellectualising«138 nennt C. Firca von Mihalovici die Ballette Kara-guuez (1926) und Une vie de Polichinelle (1922), die Fantezie pentru orchestră mare (1927) sowie das Capriciu românesc (1936), von Lazăr bagatelă pentru violoncel (contra-bas) şi pian (1925) und die als Antwort auf Honeggers Rugby (1918) vom Boxkampf inspirierten symphonischen Miniaturen Le ring (1928), von Jora den parodistischen Marche juive ( 1925), von Rogalski die Werke Două dansuri românesti für Bläser,George Enacovici, Alfred Alessandrescu, Mihail Andricu. 130A.a.O., S. 110; »impresionism muzical de tentă românească«.131C. Firca, 1994, S. 59.132Ebd.133Vgl. Borris, Siegfried: Einführung in die moderne Musik 1900–1950, Wilhelmshaven 1975, S. 55.134A.a.O., S. 57.135Vgl. C Firca, 2002, S. 41ff. 136C. Firca, 1994, S. 60.137A.a.O., S. 59f.138A.a.O., S. 60.