146Entwicklung der rumänischen nationalen SchuleSchlagwerk und vierhändiges Klavier (1926), das zweite Capriciu für großes Orches-ter (1932) und die beiden Symphonischen Skizzen Paparudele (»Regenbeschwörer«) und Înmormântare la Pătrunjelu (»Begräbnis in Pătrunjelu«) (1929), »cruel paraphra-ses of funeral music«,139 sowie von Paul Constantinescu die drei musikalischen Ka-rikaturen Din cătănie (»Aus dem Militärdienst«) für Bläser und Klavier (1933). Auch Enescu sei während einer kurzen Phase, am deutlichsten im »Presto« seiner ersten Klaviersonate mit seinem ein Perpetuum Mobile assoziierenden mechanisch-häm-mernden Rhythmus, diesem Stil nahe.140 Die kompositorischen Entwicklungen des »Stil barbaro« werden jedoch ebenso wie die des damit verwandten Neoklassizis-mus in besonderem Maße auch in der zweiten Generation der Nationalschule be-deutsam.In den Gestaltungsmitteln des »Stil Barbaro« verbindet sich französische und osteuropäische Moderne: »The frenzy of these pages seems to spring out both from an indigenous giocoso and a universal Dionysian spirit.«141 Bei Lipatti sind ver-wandte Gestaltungselemente vor allem in seiner 1938 komponierten Symphonie Con-certante erkennbar.142 Die in diesem Sinne formulierte Ästhetik der musikalischen Moderne (1910–20) beinhaltet das Prinzip der Synthese: Den maßgeblichen Einfluss, den C. Firca Stra-winsky und Bartók auf eine europäische, sicherlich vor allem osteuropäische Mo-derne zuschreibt, sieht sie hier gleichwertig ergänzt durch den »non-conformisme d’allure ludique«143 der »Groupe des Six«. In der daraus resultierende »aesthetics of extroversion and nonconformism, by the offensive manner, the incisiveness, the ›shocking‹ character of the musical utterance, by the cultivation of ›strong‹ colours and unusual sounds«144 sieht sie die im Sinne des »Stil barbaro« realisierte avant-gardistische Musiksprache. 2.5.1.2.4 Neoklassizistische Verfahrensweisen Der Neoklassizismus, in den sich der »Stil barbaro« bereits bedingt einordnen lässt, wird wegweisende Musikrichtung für viele rumänische Komponisten der ersten und zweiten Nationalschulgeneration und bietet ihnen die kompositorischen Mög-lichkeiten zur Verarbeitung ihrer volksmusikalischen Elemente. Der Begriff des Neoklassizismus umreißt, ähnlich wie der des Impressionismus, einen »Stilpluralismus«.145 Über ein Konglomerat von Schlagwörtern, »neue oder junge Klassizität, Neuklassizität, neuer Klassizismus, Neuklassik, Neoklassik, nou-veau classicisme«,146 artikuliert sich das ästhetische Bedürfnis nach einer nachro-139Vgl. ebd.140Vgl. a.a.O., S. 61.141A.a.O., S. 62.142Vgl. IV.2.4.2 »Symphonie Concertante«.143C. Firca, 2001, S. 7; »spielerischer Nonkonformismus«.144C. Firca, 1994, S. 61.145Danuser, 1984, S. 148. 146Bandur, Markus: Neoklassizismus, in: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. Terminolo-gie der Musik im 20. Jahrhundert, hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht, Stuttgart 1995, S. 278.