152Entwicklung der rumänischen nationalen SchuleWerken Concertino en style classique pour piano et orchestre de chambre (1936), Suite en style classique (1936), Toccata pour orchestre de chambre (1936), Symphonie Concertante pour deux pianos et orchestre à cordes (1938), Concertino en style français (1941), Petite Suite pour piano (1944). In Ergänzung zu Busonis Auffassung einer »jungen Klassizität« zeigen sich in der französischen Diskussion folgende Kriterien eines neoklassizistischen Stils, ohne dass diese zwingende Verwendung finden müssten: – eine durch die »klassische« Bezugnahme weniger zeitlich als stilistisch eingegrenzte Orientierung; – eine formalistische Umgangsweise, die die inhaltliche Substanz der verwendeten Ma-terialien negiert und im Sinne einer »Musik über Musik« schöpferisch neu struktu-riert, vom Arrangement über Verfremdung bis zur Komposition ohne erkennbare Be-zugnahme; – Konzentration auf den als objektiv verstandenen musikimmanenten Gehalt, transpor-tiert über formale Strenge, ausgewogene Proportionen, schnörkellos klare Linienfüh-rung, eine dem galanten Stil verwandte Spielfreude und Transparenz; kunstübergrei-fend zeigt sich hier die Anlehnung an ästhetische Ideale der Antike, etwa die Prinzipi-en von Symmetrie und einfachen Grundrissen aus der Architektur; – das Ideal der »musique pure« als audrucks- und mittelreduzierte, versachlichte Ton-sprache gegenüber impressionistischer und spätromantischer Expressivität; – eine deutlich nationale Akzentuierung in der Gegenüberstellung zum deutschen Ex-pressionismus wie in der Berufung auf spezifisch französische bzw. romanische Wur-zeln. In der Darstellung des Neoklassizismus wird wiederum deutlich, wie sehr seine De-finition zu wechselnden ästhetischen Positionen der Zeit in Abhängigkeit steht. Die Polarisierungen in der Bewertung liegen sowohl in dem Anspruch neoklassizisti-scher Orientierung selber als auch in ästhetischen Auseinandersetzungen um die Moderne, verstärkt durch nationale Ressentiments und die Politisierung künstleri-scher Positionen. Diese setzen sich in der Rezeption des Neoklassizismus fort. So stellt Melkis-Bihler fest, es gebe für die nicht atonal-dodekaphone Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum aussagefähige Begriffe:176 »Die Verneinung einer radikalen Neuorientierung im Tonmaterial wurde be-sonders nach 1945 meist unterschiedslos unter das Etikett ›Neoklassizismus‹ oder ›gemäßigte Moderne‹ subsumiert, Begriffe, die in ihrer Weite keine posi-tive Kennzeichnung ermöglichen, sondern aus der Abweichung von dem, was als neue Musik zur Norm erhoben wurde, unsortiertes Rest-Material machte. 176Vgl. a.a.O., S. 13.