2.6 Die zweite Generation der rumänischen Nationalschule163nante d’un autre accord, on arrive à une marche de septièmes dominantes, point de départ du chromatisme et premier pas vers l’atonalité.« 234 Auch Milhaud leitet die Atonalität also letztendlich aus den Gesetzen der Tonalität ab und sieht sie gleichsam als sich selbst überwindende Tonalität. Zudem weist er der »mélodie essentielle«235 stärker als deren Verarbeitung den bestimmenden Ein-fluss in Bezug auf Polytonalität und Atonalität zu.236 Dieses Kriterium ist auch für den rumänischen Komponisten Zeno Vancea das Entscheidende; er grenzt jedoch wiederum die Verbindung von Diatonik und Chromatik bei Bartók von der Bi- und Polytonalität der neoklassizistischen Komponisten ab, die in der Melodik diatonisch orientiert seien. Als Beispiele nennt er den Einfluss der Gregorianik auf Malipiero und Casella oder die Prägung Strawinskys durch melodische Elemente Bachs.237 Auch C. Firca bezieht sich auf die Kategorien Diatonik und Chromatik, indem sie, ähnlich wie Vancea, in Bezug auf die diatonische Prägung in Werken Lazărs und Lipattis von einem »›Neoklassizismus‹ latinischer Formel (so wie er bei Ravel und Honegger oder bei italienischen Komponisten angetroffen werden kann)«238 spricht, hingegen die »chromatischen […] Intonationen«239 von Mihalovici, Socorund auch von Vancea durch deren Studien in Wien und Leipzig deutsch beeinflusst sieht.Gemäß Vancea resultiert aus dem melodischen Schwerpunkt die Hinwendung zur Polyphonie, die er in seiner Komponistengeneration als Weg zur Loslösung von der postromantischen Harmonik beschreibt: Eine Rückkehr zur Polyphonie als Rückkehr zu Bach, das Primat der Linie, das Harmonien als Resultat von Stimmbe-wegungen entstehen lasse mit dem Ziel größtmöglicher Unabhängigkeit, niemals je-doch absoluter Gleichwertigkeit aller Stimmen, in welcher Vancea die Gefahr der Willkür sieht.240 In den Werken der neoklassizistischen Vertreter seiner Generation, zu denen Vancea »im universal orientierten Stil«241 vor allem Constantin Silvestri, Ionel Per-lea, Dinu Lipatti, Matei Socor, Filip Lazăr, Ovidiu Varga, sowie im »Nationalstil«242 Tudor Ciortea und Sigismund Toduța zählt, hebt er populäre Melodieformeln in234A.a.O., S. 41; »Während die Diatonik den Glauben an reinen Akkord beinhaltet, wird die Chromatik auf dem der Dominantsepte basieren, […] begriffen als ein Akkord von Fortschreitung, […] ein un-ablässiger Übergang, der immer die Idee der Auflösung in sich tragen wird […]. Wenn man einen Akkord als eine Bewegung hin zu einem anderen Akkord begreift, dessen Dominante er wäre, und dieser wäre seinerseits die Dominante eines anderen Akkords, so erreicht man einen Durchlauf von Dominantseptimen, einen Ausgangspunkt der Chromatik und ersten Schritt in Richtung Atonalität.«235A.a.O., S. 44.236Vgl. ebd.237Vgl. Vancea, Zeno: Polifonia Modernă, in: Muzica Nr. 30, Bukarest, April 1980, S. 12.238C. Firca 2002, S. 173; »›neoclassicism‹ de formulă latină (aşa cum poate fi întâlnit la Ravel sau Honeg-ger sau la compozitorii italieni)«.239Ebd; »intonaţionale […] cromatice«.240Vgl. Vancea 1980, S. 11.241A.a.O., S. 12; »stil de orientare universală«.242Ebd.; »stil național«.