2.6 Die zweite Generation der rumänischen Nationalschule169nur aus ausländischen Musikern. Auch George Enescu, der nicht zu unserer Gruppe gehörte, sowie Tansman, der keine Konzerte mit uns gab, wurden von der Kritik der École de Paris zugeordnet.«270Ein Beispiel für ein gezielt ausländisch-französisches Forum ist hingegen die Verei-nigung »Triton«: »1931 hatte Pierre-Octave Ferroud […] die Idee, eine Kammermu-sikvereinigung zu gründen«,271 die sich der modernen Musik »der ganzen Welt, vor allem aus Europa«,272 widmet. Die Gründung findet im Dezember 1932 durch Fer-roud statt. Mihalovici beschreibt die Strukturen: »Tatsächlich existierten zwei Komi-tees. Im ersten, dem wahren Komitee, waren fünf Franzosen und vier Ausländer. Die Franzosen waren Ferroud, Ibert, Rivier, Tomasi und Milhaud und die Auslän-der Prokofiev, Honegger, Harsányi und ich.«273Im ersten Konzert erklingen die explizit für »Triton« komponierte Sonate für zwei Violinen op. 56 von Prokofjew, Quartette von László Lajtha (1892–1963) und Albert Roussel (1869–1937) sowie die Sonate für Violine und Violoncello von Arthur Honeg-ger (1892–1955).274 Mit ihrem Anspruch auf neue Musik grenzt sich »Triton« von der bereits beste-henden und vom Pariser Mäzenatentum getragenen Vereinigung »Sérénade« ab.275 Das Emblem von »Triton«, eine Abbildung des Meeresgottes Triton, enthält neben dem Bezug zur Mythologie die Anspielung auf das spannungsreiche und häufig symbolträchtig verwendete Intervall des Tritonus.276 Mit dem Ziel einer größeren Öffentlichkeit für neue Musik und die Präsenz nicht-französischer, gerade auch ost-europäischer Musikkulturen werden u. a. geschlossene Länderprogramme veran-staltet, die auch der rumänischen Musik ein öffentliches Forum bieten und den Rah-men für Uraufführungen stellen. So werden etwa Mihalovicis Sonată pentru trei cla-rinete (1933), angeregt durch Prokofjew,277 und Mihalovicis Divertissement (1934) für Orchester in »Triton«-Konzerten uraufgeführt. 1933 tritt auch der mit Ferroud eng befreundete Filip Lazăr dem Zusammenschluss »Triton« bei. Nach dem überra-schenden Tod Ferrouds 1936 übernimmt Lazăr die Leitung, bevor er selbst im sel-ben Jahr an Tuberkulose stirbt. Lazăr organisiert das Programm von Dezember 1935270A.a.O., S. 29; »Spre deosebire de Şcoala din Paris a artelor plastice, unde erau amestecaţi artiştii francezi şi artiştii străini din Montparnasse, noi acolo eram numai muzicieni străini. Şi George Enescu, care nu făcea parte din grupul nostru, precum şi Tansman, care nu dădea concerte cu noi, au fost integraţi de critică în Şcoala din Paris.«271A.a.O. S. 17; »În 1931, Pierre-Octave Ferroud […] a avut ideea să facă o societate de muzică de cameră«. 272Ebd.; »din întreaga lume, în special din Europa«.273Ebd.; »De fapt, existau două comitete. În primul, adevăratul comitet, erau cinci francezi şi patru străi-ni. Francezii erau Ferroud, Ibert, Rivier, Tomasi şi Milhaud iar strainii, Prokofiev, Honegger, Harsá-nyi şi eu.« 274Vgl. ebd.275Vgl. Melkis-Bihler 1995, S. 433ff.276Vgl. Dumesnil, René : La musique en France entre les deux guerres. 1919–1939, Genf / Paris / Mon-tréal, 1946, S. 70.277Vgl. Mihalovici 1990, S. 17.