2.1 Frühe Werke der Stilorientierung215Auffällig ist jedoch die Nähe zu der Anlage einer solchen Thematik in der Or-chestersuite Privelişti moldoveneşti (»Moldauische Landschaften«) (1924) von Mihail Jora, aufgeteilt in vier Sätze: »Pe malul Tazlăului« (»Am Ufer des Tazlău«) – »La Joc« (»Zum Tanz«) – »Grâu sub soare« (»Weizen unter der Sonne«) – »Alai ţigănesc« (»Im Gefolge der Țigani«). Vergleichbare Parallelen bestehen auch zu dem Werk Tziganes. Scherzo pour grande Orchestre (1925, verlegt 1929 bei Durand, Paris) von Filip Lazăr, dem pro-grammatisch ein Gedicht vorangestellt wird, in dem es u. a. heißt: » … Dans un village du district d’Ilfov, en Roumanie. Un jour de fête. Les tzi-ganes s’assemblent autour de leur vătaf, près de la cour du boyard. Ils dan-sent, chantent et se disputent … […] ivres de leur propre rythme […].«6Ausgewählt aus der »Țigani«-Thematik werden auch hier der Tanz, das ausgelasse-ne Feiern, das Landschaftsbild als Idylle, das bunte Treiben einer musikalisch be-wegten Menschenmenge, die musikbegeisterten Lăutari. Am Beginn des ersten Satzes von Lipattis Şătrarii, »Vin Şătrarii«, steht eine fünf-taktige Einleitung von flächiger Ostinato-Struktur chromatisch geführter Sechzehn-telketten und pizzicato-Akkordik in den Streichern, die eine Imitation des Ţiitură-Stils der Lăutari darstellt.7 Das in Takt 6 einsetzende erste Thema dieses Satzes ar-beitet mit den ebenfalls für die Lăutari-Tanzmusik typischen Elementen synkopier-ter Schwerpunktsetzung und Einsatz der markanten Intervalle von Tritonus und übermäßiger Sekunde. Notenbeispiel 34: D. Lipatti: Şătrarii, Biblioteca Uniunii Compozitorilor și Muzicologilor din România (Nr. 2427), 1. Satz, Takte 12–14, Violinen I u. II Die zu Grunde liegende alterierte e-Mollskala verschiebt sich im zweiten Themen-abschnitt hin zu Leitern auf d und g und befindet sich in der Folge in steter Modula-6Dem Werk vorangestellter Text aus der bei Durand erschienenen Partitur von Lazăr, Filip: Tziganes. Scherzo pour Grand Orchestre, Paris 1929; »In einem Dorf im Distrikt Ilfov, in Rumänien. Ein Feier-tag. Die Țigani versammeln sich um ihren Chef, in der Nähe vom Bojarenhof. Sie tanzen, singen, streiten … […] berauscht von ihrem eigenen Rhythmus […].«7Vgl. III.1.3 »Die Lăutari« und III.1.7 »Tonale Merkmale in der rumänischen Volksmusik«.