236Werkanalysensich Elemente der rumänischen Volksmusik oder des Jazz hinein interpretieren ließen. Die Auflösungstendenz erreicht jedoch nur flüchtige Dominanz über das tänzerische Thema, das den Mittelteil schnell wieder beendet. So bekennt sich dennoch gerade dieser Einschub einer neuartigen Tonsprache zur Trio-Tradition des klassischen Menuetts, die ja üblicherweise Wendungen einer zeitgenössischen volkstümlichen Musik aufgreift – und bestätigt damit wiederum das historische Form-Schema. Notenbeispiel 47: D. Lipatti: Concertino en style classique / Concertino im klassischen Stil für Klavier und kleines Orchester op. 3, UE 1941, 3. Satz, Takte 75–79, vollständige Partitur (Holzbläser, Klavier, Streicher). Ab-druck mit freundlicher Genehmigung des Verlages. © Copyright 1941 Universal Edition A. G., Wien/UE 11296Das Spiel einer scheinbar willkürlichen rhythmischen Anordnung mit »Stolper-effekt«, das im Concertino en style classique erstmals als kurze und unvermittelte »Störung« des Tanzverlaufs eingesetzt wird, findet in zahlreichen späteren Werken Lipattis Anwendung, sei es ausgebaut zum konstituierenden Element in der Symphonie Concertante, sei es in subtiler Form in den charakterlich gegensätzlichen Passagen im Nocturne en fa# und im Concerto pour orgue et piano zum Schluss des zweiten Satzes, oder wiederum tänzerisch im finalen Allegretto der kurze Zeit später