254Werkanalysenlich ein Satz bekannt ist. Möglicherweise hat Lipatti außerdem bereits an der Sym-phonie Concertante für zwei Klaviere und Streichorchester gearbeitet. Die Unter-schiedlichkeit dieser Werke in Stil und Gattung unterstreichen die gleichzeitige Ar-beit an kompositorischen Tendenzen, die außerhalb der Stringenz der Entwicklung von »style roumain« und »style français « liegen, sondern vielmehr die Suche nach einer tieferen Synthese erkennen lassen. 2.2.2 Sonatine pour piano (main gauche seule) op. 10Die Sonatine pour piano (main gauche seule) entsteht im Sommer 1941 anlässlich des 50. Geburtstages von Mihail Jora. Béla Siki gibt die Anekdote Lipattis wieder, er habe zu wenig Notenpapier mit nach Fundățeanca genommen und sich daher den leichtfertigen Scherz machen wollen, jeweils eine Zeile zu sparen. »But it was a bad joke, he said, because M. Jora had only one leg.«96Lipatti selbst berichtet in einem Brief an Florica Musicescu: »Vor kurzem habe ich eine Sonatine für die linke Hand geschrieben, eine Ba-gatellsache in drei Sätzen, geschrieben in zwei Tagen über eine rumänische Thematik und ziemlich brillierend. Es geht darum, dass wir Conul Mișucă97 feiern, der 50 Jahre alt wird. Die Idee stammt von Silvestri, und ich habe mich […] mit großem Enthusiasmus angeschlossen; zu meiner Schande war mir die-ses Datum entgangen. Silvestri schlug vor, dass jeder Schüler aus unserem Jahrgang (er, Constantinescu, Bugeanu, die Brüder Dumitrescu und ich) etwas Herrn Jora Gewidmetes schreibt und das Ganze in einem privaten Konzert vorträgt, […] an dessen Ende auch ein wichtiges Werk des Geburtstagskindes aufgeführt werden soll. Ich habe diese Sonatine vorgeschlagen, die durch und durch rumänisch ist.«98 Explizit nennt Lipatti hier seine Intention einer rumänischen Stilistik, die daher im Mittelpunkt der folgenden Analyse steht. In einem Brief an Madeleine Cantacuzène spricht er weitere kompositorische Maßgaben an: »les choses simples et sincères où en concentre toute l’expression, dans un cadre non compliqué et clairement organi-sé«.99 Diese Zielsetzung der schlichten, doch ernsthaften Einfachheit, des konzen-96Siki, 1964, S. 236.97Mihail Jora.98Brief vom 28.08.1941 an Florica Musicescu, zit. nach Bărgăuanu / Tănăsescu, 2000, S. 81: »Am scris de curând o sonatină pentru mâna stângă, un fleac in trei părți pe care l-am scris în două zile pe tema-tică românească și destul de briliant. Este vorba să sărbătorim pe Conul Mișucă ce împlinește cincize-ci de ani. Ideea vine de la Sivestri, și am aderat […] cu cel mai mare entuziasm; spre rușinea mea, îmi scăpase această dată. Silvestri propunea ca fiecare elev din contingentul nostru (el, Constantinescu, Bugeanu, frații Dumitrescu și eu) să scriem câte ceva dedicat d-lui Jora, și să prezentăm totul într-un concert intim, […] urmând ca la sfârșit să se execute și o lucrare importantă a sărbătoritului. Eu am propus această sonatină, fiind curat românească. Acum aștept răspunsul organizatorului«.99Brief vom 07.09.1941 an Madeleine Cantacuzène, zit. nach Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 71; »die einfachen und ehrlichen Dinge, wo man den gesamten Ausdruck in einem unkomplizierten und klar organisierten Rahmen konzentriert.«