258WerkanalysenNotenbeispiel 58: D. Lipatti: Sonatine pour piano (main gauche seule), Edition Salabert, 1952, 1. Satz, Takte 22–37. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Salabert-Durand-Eschig.Die weitere Verarbeitung geschieht aufgrund dieses gegensätzlichen Materials wechselnd zwischen spätromantischer Klangorientierung und klassizistisch-linearer Haltung, stets unterbrochen von den nicht nur den Anfang dominierenden chroma-tisierten Sechzehntel-Läufen. Bezeichnend für Lipatti ist das Ende des Satzes, wo eine sich steigernde motivi-sche Bewegung in eine kurze Pause mündet, um dann in einer lapidar angehängten, verspielten Schlussfigur in extremer Tiefe, hin zum 1D, aufgelöst zu werden. Ähn-lich eigenwillige Schlussfiguren begegnen etwa in dem Danse der Aubade, dem Fi-nalsatz des Concerto pour orgue et piano und dem Mittelsatz der Fantaisie pour piano solo und entfalten durch Unter- oder Überzeichnung oftmals eine ironische Wir-kung. Die Schlussbildung im ersten Satz der Sonatine pour piano (main gauche seule) bricht eine Phase immer wieder neuer, verspielter Varianten der Motivverarbeitung