2.2 Weitere Entwicklungsphasen des »style roumain«261duelle Verarbeitung von Stilelementen, die durch die entwicklungsreduzierte moti-visch-thematische Geschlossenheit zu einer Einheit finden, wobei die klangliche In-tensität oftmals gerade aus der Zurücknahme der Mittel erwächst. Allegro Der tänzerische Finalsatz ist von einem gegensätzlichen Themendualis-mus gekennzeichnet und beginnt im Stil eines ausgelassenen Joc. Aus der beschrie-benen Quint-Quart-Intervallkonstellation des ersten Hauptmotivs des ersten Satzes bildet sich ein periodisch gegliedertes, nuanciert artikuliertes Thema im Anapäst-Rhythmus, das den Oktavraum a-a’ in einfache, pendelmotivische Dreiklangsinter-valle untergliedert, verziert durch Pralltriller und Vorschläge. Dieser Aufbau trägt Züge des rumänischen Kinderliedguts, wie es von Brăiloiu und Firca als integraler Bestandteil der rumänischen Volksmusik ausgewiesen wird.104 Notenbeispiel 60: D. Lipatti: Sonatine pour piano (main gauche seule), Edition Salabert, 1952, 3. Satz, Takte 1–12. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Salabert-Durand-Eschig.Die weitere Verarbeitung entfernt sich jedoch von den einfachen, volksmusikali-schen Prinzipien: In der Fortspinnung verliert sich die anfangs griffige Harmonik in tonal offener Ungebundenheit, bei der sich stets einzelne Begleitakkorde harmo-nisch, meist bitonal, deuten lassen, jedoch die reduzierte Begleitung der Melodieli-nie und der thematischen Abspaltungen viel eher klanglichen Maximen untergeord-net scheint, wobei die Klangfärbung häufig von Quartschichtungen geprägt ist. Durch extreme Ausschöpfung des Ambitus wird die Gestaltungsmöglichkeit der einen Hand maximal ausgeschöpft. 104Vgl. III. 1.5.7 »Kinderlieder« und III.1.6.4 »Kinderrhythmen«.