268Werkanalysenmit einer Terzbegleitung, die zu flüchtigen bitonalen Überlagerungen führt, und dann vom ersten Klavier legato espressivo wiederholt. Dabei erfährt sie durch die Be-gleitung der linken Hand kontrastierende Belebung dadurch, dass das Gerüst chro-matisierter Achtelläufe beibehalten wird. Es folgen polytonale Motivüberlagerun-gen und Modulationen beider Themenphrasen mit zunehmender Verdichtung des Satzes durch kontrastierende Elemente, die aus dem Themenmaterial heraus entste-hen. Beispiele sind die akzentuierte Abspaltung der drei letzten Achtel, die ja den Aksak ausmachen, und Sequenzierung oder Überlagerung der thematischen Linie mit deren gleichzeitiger Augmentation in der Oberstimme in den Takten 56–71. Be-gleitmotive, die sich auch in anderen Kompositionen Lipattis finden, sind chromati-sche und diatonische Parallelführungen im Quint- und Quartabstand, dialogische Verarbeitung und Imitationen. Sie haben ihren polyphonen Höhepunkt in einer dreistimmigen Engführung. Notenbeispiel 64: D. Lipatti: Danses Roumaines, Edition Salabert, 1954, 1. Satz, Takte 118–122. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Salabert-Durand-Eschig. Das Notenbeispiel zeigt zugleich das Resultat des Veränderungsprozesses eines aus der ersten Themenphrase entstandenen Fortspinnungsmotivs: Aus der zunächst subtilen Chromatisierung in der begleitenden Achtelbewegung heraus verselbst-ständigt sich das Intervall der übermäßigen Sekunde im Verlauf des Stückes immer stärker hin zum bestimmenden Element der Durchführungsteile. Auch die Basslinie folgt dieser Intervallveränderung hin zum übermäßigen Sekundschritt in der zwei-ten, ursprünglich in reinem C-Dur erklungenen Phrase.Auffälligstes Merkmal für Lipattis Handschrift ist jedoch die »Formel der chro-matischen Rückwendung«. Sie entsteht durch Umwandlung eines Themenmotivs in den Takten 45/46, wird wieder aufgenommen in den Takten 76/77, 159/160 und