278WerkanalysenDie weitere motivisch-thematische Verarbeitung ist gekennzeichnet von Elementen, die als typisch für Lipattis »giocoso«-Stil gelten können und Verspieltheit mit Präzi-sion und Strenge verbinden: Eine Vielzahl kurzer Triller- und Vorschlagsverzierun-gen, deutliche Akzentsetzungen innerhalb schneller Läufe und Sechzehntelketten, Stützakkorde leerer, sich chromatisch bewegender Quinten und tänzerische Rhyth-misierung. Auffällig ist das Anapäst-Schema, das sich auf ähnliche Weise in den »giocoso« überschriebenen Passagen im vierten Satz des Concertino en style classique, im Finalsatz der Symphonie Concertante und dem zweiten der Trois Danses findet. Wie im ersten Satz des Concerto pour orgue et piano werden den abgeschlossenen Themen noch weitere für den Gesamtverlauf einflussreiche Motive an die Seite ge-stellt. So erlangt eine isolierte Abspaltung eines Bausteins der Fortspinnung die Be-deutung einer neuen thematischen Idee, da das Motiv mit wuchtigen Akkorden, ei-nem Innehalten des Tempos und sforzato-Artikulation einen deutlichen Akzent setzt. Das kurze Innehalten durch ritardierende Akkorde mit sofortiger Wiederauf-nahme des Grundtempos erinnert an den sechsten der Slawischen Tänze von Antonín Dvořák, zumal die rhythmische Gestaltung fast identisch ist. Das Motiv wird bis zum Ende des Stückes zu den charakterprägenden Bausteinen gehören. Notenbeispiel 72: D. Lipatti: Danses Roumaines, Edition Salabert, 1954, 3. Satz, Takte 73–75. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Salabert-Durand-Eschig.