2.3 Weitere Entwicklungsphasen des »style français«285aus und erweitert ab Takt 12 den Ambitus durch eine aufsteigende, dann wieder zurückfallende melodische Linie. Sanda Hîrlav-Maistorovici sieht in ihr eine Ver-wandtschaft zu der Schlichtheit rumänischer Volksmelodien.139Die mittlere stimmliche Ebene bewegt sich gattungstypisch in akkordisch beglei-tenden Achtelrepetitionen. Vincenzi stellt das Werk in die Reihe der französischen Klaviermusik, indem er auf parallele Klangmodelle in Faurés Nocturne op. 33 Nr. 1 und Ravels Pavane pour une Infante défunte verweist.140 Auch Vancea betont die Nähe zu Fauré, ohne jedoch Kopie zu sein.141 In diesem Zusammenhang sollte be-rücksichtigt werden, dass von Fauré als Lehrer von Lipattis Lehrern Dukas und Boulanger sowie von Lipattis Vorbild Enescu eine direkte Traditionslinie zu Lipatti gezogen werden kann.Im Nocturne (en fa# mineur) ist die akkordische Veränderung jedoch minimal und vollzieht sich überwiegend in Sekundschritten, häufig mit ostinater Stagnation: Notenbeispiel 75: D. Lipatti: Nocturne (en fa# mineur), Edition Salabert, 1961, Takte 1–16. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Salabert-Durand-Eschig.139Vgl. Hîrlav-Maistorovici, o. J., S. 14.140Vgl. Vincenzi, 2001, S. 5.141Vgl. Vancea, 1978, S. 285.