2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 335zeichnen, ebenfalls innerhalb eines raschen Laufes im Anschluss an einen Quart-Auftakt, der die Verwandtschaft beider Werke noch verstärkt.223 Notenbeispiel 103: D. Lipatti: Fantaisie pour violon, violoncelle et piano, Biblioteca Uniunii Compozitorilor și Muzicologilor din România (Nr. 3383), 3. Satz, Takte 1–5.Ebenfalls wie in der Themenexposition des ersten Satzes im Concerto pour orgue et piano erhält das Rahmenintervall des Tritonus einen besonderen Stellenwert, da die Rückung in beiden Sätzen auf der tiefalterierten fünften Skalenstufe einsetzt. Die Beziehung zwischen den Tönen c und ges bzw. fis bleibt in der Exposition des »Pre-sto« bedeutsam: In polyphoner Weise wird das Thema durch die drei Hauptstim-men geführt, der Themenvorstellung auf c folgt im Violoncello der Einsatz auf g, doch anstelle des im Sinne eines neuen »Dux« erwarteten c wird diese Stufe durch die erhöhte vierte, das fis ersetzt. Diese Vorgehensweise erinnert an das von Lend-vai beschriebene diatonisch-chromatische Modell von Polen, die in gleichwertiger Weise eine funktionale Achse bilden. Das c würde demnach durch seinen Gegenpol fis ersetzt, wodurch die für den diatonisch-chromatische Achsensystem224 kenn-zeichnende Vereinbarkeit von funktionalem Denken und Gleichwertigkeit aller zwölf Töne gegeben wäre.Neben die augenfälligen Kennzeichen einer zwölftonorientierten Ausrichtung und diatonisch-chromatischer Verschränkung tritt jedoch die mit dem Themenent-wurf exponierte Verwendung der Prinzipien von Rückung, Chromatik, Terz- und Quartbewegungen, alterierten Tonstufen, mittels derer die exponierten themati-schen Modelle gerade nicht endgültig festgelegt erscheinen, sondern mit stets vari-ierenden Skalenfundamenten spielen. 223Vgl. Notenbeispiel 79.224Vgl. III.2.6.1.2 »Modelle einer diatonisch-chromatischen Verschränkung«.