338Werkanalysensich die thematische Zurücknahme auch in der kreisenden Anlage aller stimmlichen Bewegungen aus. Auffallend ist ein kleinschrittiges intervallisches Auffächern, mit dem der abgesteckte Tonraum systematisch nach oben und unten erweitert wird. Hier ist eine Spur hin zum ersten Satz der 1941 komponierten Sonatine pour piano (main gauche seule) erkennbar, während etwa die an ein Perpetuum Mobile erinnern-den kreisenden Sechzehntelbewegungen auf die schnellen Sätze der 1940 entstehen-den Fantaisie pour piano solo verweisen.Notenbeispiel 105: D. Lipatti: Fantaisie pour violon, violoncelle et piano, Biblioteca Uniunii Compozitorilor și Muzicologilor din România (Nr. 3383), 4. Satz, Takte 5–7.Im nachfolgenden Formteil findet sich die auch für den zweiten Satz kennzeichnen-de Arbeit mit Quint-, später Terzparallelen. Auch hier besteht ab Takt 31 die bereits im zweiten Satz vorgeschriebene Klangvorgabe »harmonique«. Auch an dieser Stel-le bleibt die dynamische Vorgabe wie im gesamten Satz piano. Dies ist umso bemer-kenswerter, als dieser Satz in der ersten, Trio benannten Version des Werkes den Schlusssatz bildet und somit diese Komposition dort mit einem im pp-pizzicato ver-stummenden A-Dur-Akkord, mit hinzugefügter Sekund und Quart, verklingt.Grave In der endgültigen, fünfsätzigen Fassung ist das ursprünglich als Anfangs-satz konzipierte »Grave« der letzte Satz vor dem »da capo«-wiederholten »Allegro energico«. Der rezitativ-deklamierende thematische Einsatz von Violine und Kla-vier verliehe dem Werk tatsächlich einen völlig anderen Ersteindruck als der Beginn mit dem oben beschriebenen, evident neoklassizistischen Anfangssatz: Figurationen zwischen klangvoll ausschwingenden Notenwerten in der Violine, akzentuierte Im-pulse in den Klavierfiguren und eine schreitend-pulsierende Basslinie wecken zu-nächst neobarocke Assoziationen im Toccatenstil. Unvermittelt eröffnen jedoch weitläufig arpeggierende Tonketten neue klangliche Sphären. Beide Elemente fin-den sich in diesem Satz zu einem komplexen, rhythmisch und metrisch fest struktu-