2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 343Die Uraufführung findet bereits am 10.05.1939 ebenfalls in Paris statt, in einem Kon-zert, das mit Kompositionen von Enescu, Mihalovici, Klepper, Lazăr, Golestan und Lipatti der rumänischen Musik gewidmet ist.229 Die Symphonie Concertante gehört zu den vergleichsweise bekannteren Werken Lipattis. Bei einem Gedenkkonzert am 06.09.1951 beim IVe Festival International de Besançon erklingt das Werk in der Interpretation von Lipattis Frau Madeleine Lipatti und seinem Schüler Béla Siki mit dem Orchestre National de France unter der Lei-tung von George Enescu230 und in der Wiederholung am 14.09.1951 in Genf mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Ernest Ansermet.231 Eine weitere Aufnahme mit dem Sinfonieorchester Cluj unter der Leitung von Emil Simon mit den Solisten Sofia Cosma und Corneliu Gheorghiu befindet sich im Ar-chiv der »Uniunea Compozitorilor și Muzicologilor din România«. Rudolf Baum-gartner erwähnt eine Aufführung mit den amerikanischen Pianisten rumänischer Herkunft Lory Wallfisch und Julien Musafia.232 In Deutschland wurde das Werk am 26.09.2000 an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt unter Linda Horowitz mit den Solisten Friederike Richter und Eike Wernhard aufgeführt. Die Symphonie Concertante erschien 1984 in der Editura Muzicală in Bukarest und ist die letzte abgeschlossene Orchesterkomposition Lipattis mit Ausnahme der 1945 erfolgten Instrumentierung der Danses Roumaines. Das Werk mit den Sätzen »Molto maestoso«, »Molto Adagio« und »Allego con spirito« setzt Lipattis vom Neoklassizismus angestoßene Kompositionsphase fort, löst sich jedoch stärker als das Concertino en style classique und die Toccata pour orche-stre de chambre von historischen Modellen und nutzt Elemente der rumänischen Volksmusik auf verfremdende neoklassizistische und auch impressionistische Wei-se. Das Werk ist gattungstypisch dreisätzig angelegt und entspricht im Wechsel von schnell-polyphonem und langsam-homophonem Satz sowie dem konzertanten Wechselspiel von Klavier, solistischer Streicherbesetzung und Orchestertutti der Anlage eines Concerto grosso.Molto maestoso Im ersten Satz liegt die Dreiteilung einer A-B-A-Form zu Grunde, mit den kontrastierenden Tempi eines langsamen 3/2- und eines schnellen 4/4-Tak-tes. Der Satz endet in C, doch zeigen sich im Verlauf weitere tonale Zentren, beson-ders häufig D-Dur. Bereits im ersten Takt erklingt in den Streichern sukzessive das Gesamtspektrum der zwölf Töne, allerdings nicht thematisch, sondern als stereoty-pe Grundierung aus verminderten Tonfolgen, begleitet von zurückhaltenden, bito-nalen Arpeggien im Klavier. C. Firca spricht daher in Bezug auf diese Überlagerung bereits von diatonischer Chromatik.233 Im vierten Takt setzt das Thema in den Vio-linen auf dem Quartvorhalt zu E7 ein, in der Gleichzeitigkeit mit d-Moll und e-Moll 229Vgl. a.a.O., S. 64.230Vgl. CD TAH 426.231Vgl. CD ARC-112/113.232Vgl. F. Gheorghescu (TVR), o. J., S. 3.233Vgl. C. Firca, 2002, S. 155.