2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 351im dritten Satz auch der Einleitungs-, Fortspinnungs- und Überleitungsmotivik eine eigenständige Bedeutung durch ihre motivische Selbstständigkeit und verarbeiten-de Entwicklung zukommt. Dadurch konstituiert sich eine weitere Konturenbildung: Der Satz hat insgesamt 404 Takte und lässt sich in vier Blöcke etwa gleicher Länge mit jeweils markanten Übergängen unterteilen. Der erste Block beginnt mit einer Einleitung, die in ihrem stufenweisen Aufbau eines Fundamentes mit stereotypen Wechselbass-Akkorden, leeren Quinten, Pizzi-cati und diatonischen Sechzehntel-Staccati in den hohen Streichern die Țiitură-Mo-delle der Lăutari-Tanzmusik assoziiert, wie sie bereits in der Suite Șătrarii adaptiert worden war. Charakteristisch sind aus Quarten geschichtete Wechselbassfiguren, die die folgenden Fortspinnungsmotive quartenharmonisch beeinflussen. Erst der Themeneinsatz des Klaviers in Takt 45 bringt den abrupten Bruch mit dem populär-rumänischen Material und konfrontiert es mit dichter Chromatik, Polytonalität und Anklängen von Jazz-Harmonik. Die Violoncelli entwickeln in den Takten 49 bis 54 einen gegenrhythmischen, stets metrisch variierenden Klangteppich aus chroma-tisch abfallenden Terzen. Das Thema mündet in einen abfallenden, synkopisch be-tonten e7-Akkord, »giocoso« überschrieben, mit dessen Wiederholung das zweite Klavier einsetzt. Auffallend ist, dass hier ähnliche Elemente wie in den »giocoso«-Passagen anderer Werke Lipattis verwendet werden, vor allem Anapäst-Rhythmus und markante Akzentsetzung.241241Vgl. IV.2.2.3 »Danses Roumaines«.