366Werkanalysenwieder aufgeführt und 1999 von Constantin Ionescu-Vovu in kritischer Edition her-ausgegeben.260 In Deutschland wurde die Fantaisie pour piano solo außerdem am 30.10.2000 vom Südwestdeutschen Rundfunk in einer Aufnahme von Sontraud Speidel ausgestrahlt. Ionescu-Vovu schreibt im Vorwort zu seiner Ausgabe, er habe das Manuskript 1974 von Madeleine Lipatti mit der Bitte um Veröffentlichung erhalten und es für eine mehrbändige Sammlung rumänischer Klavierwerke vorgesehen, die jedoch aus Papiermangel erst 1989 und ohne sein Wissen ohne dieses Werk erschienen sei.261 Er betrachtet die Fantaisie pour piano solo als »einen Höhepunkt des kompositori-schen Schaffens von Dinu Lipatti«,262 die das Bild des Komponisten Lipatti in der Nachwelt »wenn nicht gar radikal«263 revidieren müsse und ordnet sie »in die Rei-he der repräsentativsten rumänischen Klavierwerke dieses Jahrhunderts«264 ein. Tatsächlich zeigt die Fantaisie ein fortgeschrittenes Stadium der Suche nach einer unverwechselbar eigenen Sprache. Kompositorisch vollzieht sich in der Fantaisie pour piano solo ein bedeutsamer Schritt hin zu einem Personalstil, der sich von aus-geprägter nationaler Spezifik distanziert und diese lediglich in abstrahierter und »gefilterter« Form durchschimmern lässt. Nur am Rande finden sich Elemente, die sich eindeutig rumänisch oder französisch zuordnen lassen. Sie gehen auf in einer neuen, eigenen Ausdrucksweise jenseits nationaler Zuschreibungen, in der sich grundlegende personalstilistische Merkmale herausbilden. Dieses Stadium eines Prozesses, der sich bereits in den Werken Fantaisie pour violon, violoncelle et piano, Symphonie Concertante und Première Improvisation gezeigt hatte, soll im Folgenden analytisch nachvollzogen werden. Dementsprechend fokussiert die Darstellung – Elemente, die durch ihre häufige Wiederkehr bzw. durch ihre Unverwechsel-barkeit als typisch für Lipattis Personalstil gelten können, – Aspekte, die auf rumänische, französische oder neoklassizistische Stilele-mente verweisen bzw. die Abkehr oder Umdeutung von diesen anzeigen und Hinweise auf eine Synthese unterschiedlicher kultureller Einflussgrößen und Stilelemente geben,– Bezüge zu anderen Werken Lipattis oder zeitgenössischer Komponisten. Andante malinconico Der erste Satz wird von zwei gegensätzlichen thematischen Ideen dominiert, deren Ausdruck Lipatti selbst beschreibt: »In der Einleitung unter-scheide ich zwei für das ganze Werk wegweisende Elemente. Das erste mit nostalgi-creația lui Dinu Lipatti, in : Dinu Lipatti. Contemporanul nostru, Caietul Simpozionului Internațional »Dinu Lipatti«, Bukarest 1996, S. 46.260Dinu Lipatti: Fantaisie pour piano solo op. 8 (1940). Ediție critică. Text stabilit, revizuit, adnotat cu un cuvânt înainte de Constantin Ionescu-Vovu, Editura Muzicală a Uniunii Compozitorilor și Muzicolo-gilor din România, Bukarest 1999. Eine weitere, von Moroianu erarbeitete Fassung liegt in der Biblio-thek der »Uniunea Compozitorilor și Muzicologilor din România« vor.261Vgl. Ionescu-Vovu, Constantin: Cuvânt înainte, in: A.a.O., S. 3.262Ebd.; »o culme a creației componistice a lui Dinu Lipatti«.263Ebd.; »dacă nu chiar radical«.264A.a.O., S. 4; »în tezaurul operelor pianistice românești celor mai reprezentative din acest secol.«