2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 371nicht hörbaren »Vivace«-Tempowechsel, verklingende Rückungen von Quartakkor-den, und mit gis4 ist die Ausgangstonart wieder erreicht, wenn auch als offener, un-aufgelöster Vorhaltakkord.Molto tranquillo Der erste Teil des zweiten Satzes ist in seinen Linien sehr redu-ziert: Eine einstimmige, in mehreren Etappen sich langsam aufwärts schraubende g-phrygische Melodie entfaltet sich espressivo in oktaviert paralleler Stimmführung mit subtil unterschiedlichen Umspielungen.271 Durch dieses Verfahren der Hetero-phonie bezieht sich auch die Stimmführung auf Wurzeln der rumänischen Bauern- und Hirtenmusik. Notenbeispiel 123: D. Lipatti: Fantaisie pour piano solo, Editura Muzicală, 1999, 2. Satz, Takte 1–10. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Editura Muzicală.Die ruhige Weise trägt in der schreitend eingängigen Melodik volksmusikalische Züge. In ihrer kreisenden Schlichtheit lässt sie etwa an eine ruhige rumänische Hir-tenmelodie denken. Lipatti verwendet den charaktergebenden, synkopierten Quart-fall des Beginns etwa auch als Initialpunkt im zweiten Thema des ersten Satzes sei-ner Violinsonatine, die ganz bewusst nationalstilistisch konzipiert ist. Vor allem mittels Quartsprüngen vollziehen sich in den Takten 10 bis 13 flexible, niemals festgelegte Modulationen, die schließlich auf Tonrepetitionen stagnieren, 271Für die symphonische Umarbeitung ist an dieser Stelle ein Unisono von Oboe und Fagott vorgese-hen, wobei die Oboe solistisch beginnt.