372Werkanalysenum eine Wendung des ersten Satzes wieder aufzunehmen: Nach dem Tonwechsel c-b kommt es zur Rückung nach cis als Terz von A-Dur, analog der Tonfolge es-f-fis der Takte 83/84 aus dem ersten Satz, wenn sich auch diesmal die kurzfristige har-monische Eindeutigkeit sofort wieder durch Quartfolgen abwärts a-e-h-fis-cis und weitere Modulierungen auflöst. Notenbeispiel 124: D. Lipatti: Fantaisie pour piano solo, Editura Muzicală, 1999, 2. Satz, Takte 11–20. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Editura Muzicală.Diese Wendung wiederholt sich in den Takten 28/29 mit einer Rückung zu Des-Dur, wodurch wiederum eine Tritonusverwandtschaft und durch die tongeschlechtliche Entschiedenheit ein effektvoller Farbwechsel hergestellt wird, bevor die Passage re-zitativisch ausklingt. Durch diese markanten Ausdrucksveränderungen, die auf eine schillernd-wandlungsfähige Klanglichkeit zielen, verliert das Eingangsthema seine volksmusikalischen Anklänge und gewinnt eine unverwechselbare Expressi-vität. Mit dem Tempowechsel »Presto« folgt nun ein neuer Teil, der sich jedoch erst im weiteren Verlauf durch schroffe Artikulation und ungestüme Lebhaftigkeit zu ei-nem deutlichen Kontrastpart entwickelt. Zunächst entspinnt sich über die Dauer von 94, bzw. durch Wiederholungen auf 160 verlängerten 3/8-Takten ein schlichtes dorisches Thema in Siciliano-verwandter Bewegung, das durch die pastoral-liedhaf-te Anlage wiederum volksmusikalische Assoziationen weckt und darin an das zweite Thema des dritten Satzes im Concerto pour orgue et piano erinnert. Die über-wiegend sekundschrittige Motivik von in sich ruhender, kreisender Geschlossenheit