384WerkanalysenDie so vorbereitete Schlussreprise des eigentlichen Satzthemas in Takt 58 nimmt je-doch nur das halbe Thema wieder auf. Es entspinnt sich eine imitierende, sich ge-genseitig antwortende Zweistimmigkeit ähnlich der im Mittelteil des Nocturne (Thè-me moldave), mit der das »Allegretto cantabile« endet. Allegro Das Finale erhält mit 377 Takten das größte Gewicht des Werkes, ähnlich wie im Concerto pour orgue et piano. Sein integratives Potenzial gewinnt es zum einen aus der Einarbeitung von Themen der vorangegangenen Sätze, zum anderen jedoch aus der auffallenden Heterogenität der musikalischen Ideen, die sich im Gegensatz zu den übrigen Sätzen nicht blockhaft gegenüber stehen, sondern durch fortwäh-rend fließende Wandlung entstehen. Charakterliche Stimmungen der Verträumtheit und Entschiedenheit wirken so weniger als Kontraste, sondern eher als unterschied-liche Stadien derselben musikalischen Idee.Die teilweise perkussive Dramatik des Finalsatzes scheint die konzentrierte Wir-kung des verklungenen »Allegretto cantabile« zunächst aufzuheben, doch auch hier schließt sich durch retrospektive Einschübe der Kreis zyklischer Themenarbeit. Li-patti selbst betont die thematische Zielgerichtetheit hin zum Schlusssatz: »Das Fina-le […] führt zur vollen Expressivität der Basismotive.«275 Ähnlich wie im dritten Satz wird der größte Part des »Allegro« von einem rhythmischen agitato-Puls domi-niert, der als Vorbereitung zu der Wiederaufnahme der Thematik des ersten Satzes mittels hartnäckiger Tonrepetitionen transportiert wird. Die Tonwiederholungen des ersten Satzes werden hier mit einem ins Gegenteil verkehrten, harten Ausdruck erinnert. Dieser drängende, hemiolische Grundrhythmus beherrscht nahezu den ge-samten Satz, die ruhigen Reminiszenzen konterkarierend, und findet seinen Gegen-pol in zwei weiteren Bausteinen, die die eigentlichen Themen darstellen. Von tänze-rischem Charakter ist ein verschiedenartig weitergesponnenes Dreitonmotiv mit punktiertem Rhythmus und Pralltriller in den Takten 11 und 12: 275Interview mit Adriana Nicoară vom 17.05.1941 in der rumänischen Zeitung »Universul Literar«, zit. nach ebd.; »Finalul […] duce la amplificarea expresivă a motivelor de bază«.