386WerkanalysenDiese drei Komponenten bestimmen den Verlauf des Satzes bis zum Schlussteil »Maestoso«, der die letzten 37 Takte umfasst und eine variierende Reprise des Be-ginns des ersten Satzes darstellt. Dessen formal ungebundener Charakter des Im-provisatorischen steht wiederum im Gegensatz zu der angedeuteten Hauptsatz-form, in der die divergierenden Hauptelemente des fünften Satzes zuvor durchge-führt werden. Bei komplexer thematischer Überlagerung findet gleichzeitig eine Tendenz zur Reduktion statt, die Reduzierung der Motive auf ihre Hauptstütz-punkte, stets getragen vom Repetitionsrhythmus. Kennzeichnend sind wie im Fina-le des Concerto pour orgue et piano lange Entwicklungsprozesse. Sie nutzen jedoch keine neoklassizistischen Verfahren mehr, lösen sich von festen formalen Bindun-gen und vollziehen sich nicht funktionsharmonisch; vielmehr scheint die harmoni-sche Ausrichtung impressionistische Klangfarbe zu sein. Kennzeichnend sind auch hier wieder chromatisch geführte Linien, wie z. B. ab Takt 30 in der Mittelstimme: Notenbeispiel 139: D. Lipatti: Fantaisie pour piano solo, Editura Muzicală, 1999, 5. Satz, Takte 29–33. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Editura Muzicală.Wechselnde, zum Teil heterophone Strukturen werden aufgebaut und gleich wieder fließend revidiert, so dass sie zu zerfasern scheinen. Das hemiolische Potenzial der beiden Hauptbausteine dient der rhythmischen Komplexität, in die gleichzeitig An-spielungen auf Motive der vorangegangenen Sätze eingebunden werden. So findet sich in den Takten 142/143 eine Reminiszenz an das dorische Thema des zweiten Satzes: