396Werkanalysention G-Dur–H-Dur–h-Moll vollzieht. Diese Tendenz erschwert die Festlegung einer Grundtonart. Auch wenn das cis des Schlussakkords bereits Zielton der Einleitung in A war, zeigt der gesamte Satz die Anlage verschiedener tonaler Zentren.Das »Prélude« bildet in seiner geschlossenen Motivik, den modalen Tendenzen und in der polyphonen Verarbeitung der einzelnen Stimmen die Basis für die nach-folgenden Sätze.Danse Schon der Titel deutet die Lebhaftigkeit dieses zweiten Satzes an, einer Syn-these rumänischer und westlicher Tanzelemente. Wie im »Prélude« liegt eine Dreiteilung A – B – A’ vor, wobei der Mittelteil mit 60 Takten etwa den doppelten Umfang von A besitzt. Dem Satz liegt ein schneller und synkopierter Tanz aus Südtranssylvanien, »Breaza«,292 zugrunde, der in den A-Teilen dominiert und von dem auch im B-Teil Motive abgespalten und unter Hinzufügung von Jazz- und weiteren Elementen modifiziert werden.Der A-Teil umfasst eine Länge von 30 Takten und beginnt mit dem unisono vor-gestellten »Breaza« in den unteren drei Stimmen, der als Thema des Satzes begriffen werden kann:Notenbeispiel 145: D. Lipatti: Aubade, Rongwen Music, 1958, 2. Satz, Takte 1–6, Oboe. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Broude Brothers Limited. © Copyright 1958 Rongwen Music, New YorkDie Melodik zeigt zwar keine ausgeprägte Periodik, lässt sich jedoch nach den ein-zelnen Motivsequenzen gliedern. Über die ersten vier Takte baut sich durch die taktweise, modulierende Wiederholung des ersten Motivs ein Spannungsbogen auf, der sich in den Takten 5 und 6 wieder schließt. Eine engere Gliederung lässt sich in Sinnabschnitten von jeweils zwei Takten vornehmen, die durch die harmonische und melodische Öffnung im ersten und dritten und deren Rückführung im zweiten und vierten Takt entstehen. Die Takte 5 und 6 bilden durch die durchgehende und 292Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 194, vgl. auch III.1.5.1 »Dansul«.