2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 397harmonisch modulierende Sechzehntelkette eine Einheit. Das Thema endet synko-pisch auf dem letzten Sechzehntel der zweiten Zählzeit, das durch die abschließen-de Viertelpause stärker gewichtet ist. Durch die Erweiterung des dritten und vierten Taktes um den Wert je einer Viertelnote, besonders hervorgehoben durch den Tril-ler am Ende des dritten Taktes, geschieht eine weitere Steigerung hin zu Takt 5. Taktwechsel zwischen 3/4, 4/4 und später auch 2/4 sind, wie schon im »Prélude«, ein Charakteristikum des ganzen Satzes.Die Lebhaftigkeit im Ausdruck entsteht sowohl rhythmisch durch die kurzen Notenwerte und die markanten Synkopen, die den Schwerpunkt der zweiten Viertelnote vorziehen, als auch durch die Konstellation von Terz- und Quintintervallen, die, ähnlich wie im Schlusssatz der Sonatine pour piano (main gauche seule), Ausdruck einer innerhalb des einzelnen Motivs einfachen harmonischen Struktur sind. Für die Gesamtheit des sechstaktigen Themas zeigt sich jedoch eine harmonische Unbeständigkeit durch unablässige Modulation und Rückung. Das Thema stellt in Bezug auf den Rhythmus mit synkopierten und punktierten Notenwerten und der dadurch akzentuierten Artikulation, im harmonischen Be-reich durch den Wechsel von einfachen Dreiklangsstrukturen und Modulationsket-ten und in der Ornamentik mit dem Triller bereits die bestimmenden Elemente vor, die im Verlauf des Satzes verarbeitet werden. In den folgenden beiden Takten wird der Themeneinsatz der Flöte in Takt 9 vor-bereitet. Die Sechzehntelketten der Takte 5 und 6 entwickeln sich dazu als Überlei-tungsmotiv, indem sie in die Mehrstimmigkeit eines Sextakkordes erweitert und parallelgeführt werden. Kennzeichnend ist zu Beginn dieser Überleitung wiederum die Einarbeitung der »Formel der chromatischen Rückwendung«.Den Themeneinsatz der Flöte begleiten die übrigen Instrumente imitierend. Dadurch verschärft sich die rhythmische Akzentuierung, da die Synkopen nun versetzt im Wechsel auf Schlag zwei und drei erklingen. Sie geben den Impuls zu einer achttaktigen Fortspinnung der vorgestellten Motivsplitter, in der das Überleitungsmotiv polyphon verarbeitet wird. So wird z. B. in Takt 12 der Kopf des Überleitungsmotivs in der Quintparallele von Flöte f’’ und Oboe b’ begonnen und in der Engführung der Terzparallele von Klarinette b und Fagott ges als Spiegel-umkehrung beantwortet. Dadurch wechselt harmonisch das Empfinden von B-Dur nach Ges7+, einem Akkord, der die Jazz-Harmonik andeutet. Im weiteren Verlauf wird der Tritonus zum Rahmenintervall der Sechzehntelketten, wobei dessen Unterteilung in drei Ganztonschritte gemäß der lydischen Skala typisch für die rumänische Musik ist.293 Ab Takt 15 intensiviert sich der Spannungsverlauf durch staccato artikulierte, mit Vorschlägen hervorgehobene Achtel-Impulse, die Kontraste zu der fließenden Sechzehntelbewegung setzen und auf einen ersten Höhepunkt in Takt 19 zulaufen, dem Kulminationspunkt des »Breaza«: 293Vgl. z. B. Bartók, 1966, S. XVII.