2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 399Beat-Begleitung, artikulierten Sechzehnteleinwürfen und der Zentrierung auf die punktierten Sechzehntelketten. Ab Takt 49 steigert sich die fast improvisatorisch wirkende Ausdruckskraft eines Jazz-Zwischenspiels: Erstmals in dem gesamten Stück verfolgt jedes einzelne Instrument Eigenständigkeit ohne Parallelführungen, wenn auch mit imitierenden oder harmonischen Bezügen zueinander. Das bisher feste Ordnungsgefüge wird aufgebrochen, und dadurch wird nochmals eine Steigerung im tänzerischen Ausdrucksgehalt bewirkt. Dabei geschieht jedoch keine ausschließliche Festlegung auf das Jazz-Fundament, vielmehr sprechen Bărgăuanu und Tănăsescu von einer Imitation des Zymbal-Klanges in der stereotypen Begleitfigur von Fagott und Klarinette,294 also einer Anspielung auf für die osteuropäische Volksmusik typisches Instrumentarium.Im letzten Drittel des B-Teils formiert sich das Material der Sechzehntelketten durch Läufe, die in Sexten staccato parallel geführt werden, wieder auf neue Weise, so dass sich über den gesamten B-Teil hinweg eine kontinuierliche Spannungslinie über drei Steigerungsstufen aufbaut, die jeweils etwa ein Drittel der Gesamtlänge einnehmen. Wieder kommt es zur Verdichtung der Motivik: Die begleitenden Nachschläge werden mit kurzen Vorschlägen versehen, wiederum ein auf traditionell rumänische Spielpraktiken zurückführbares Element, die Dreiklangs-motivik erscheint in der Krebsumkehrung diminuiert zur Sextole, und die Diminution bis zu Zweiunddreißigstelnoten ab Takt 80 in der Klarinette wirkt wie ein ausnotierter Triller. Die Motivik nähert sich dabei immer stärker wieder den Elementen des »Breaza« aus Teil A an und bereitet damit die Reprise in Takt 95 vor. Die letzten 13 Takte des »Danse« sind eine identische Wiederholung der Takte 19 bis 30 mit Abweichungen lediglich in der Schlussgestaltung: In der Reprise wird die Spannungslinie um einen zusätzlichen Takt der Trillerkette verlängert, der Schlussakkord D6 assoziiert die Harmonik des Jazz, zusammen mit dem Auftakt der Sechzehntelnoten wird die Dynamik zum pp hin zurückgenommen. Diese leichtfüßige, wie angehängt wirkende Schlussfigur erinnert an den Bau ähnlicher Schlussfloskeln etwa in der Sonatine pour piano (main gauche seule) oder im Concertino en style classique. Charakteristisch für den Verlauf des »Danse« ist ein enorm hohes Aktionstempo, wobei die Leichtigkeit in der tänzerischen Anlage mit einer komplexen Verarbeitungsstruktur verbunden wird. Bewegungselemente des Tanzes wie Sprünge und Läufe finden ihre Entsprechung in der kompositorischen Anlage, die ein eingängiges motivisches Grundschema effektvoll variiert. Mit klassischen Mitteln wird das Material im Extrem seiner Detailstrukturen verarbeitet, um seine Potenziale von Rhythmus, Chromatik und Artikulation in allen Facetten zu entfalten. Wie im »Prélude« werden Passagen durch Unisonoführungen besonders exponiert. In der Reduzierung der Mittel und der dadurch erreichten Transparenz der klaren Linienführung folgt der Aufbau formal neoklassizistischen Prinzipien. 294Vgl. Bărgăuanu / Tănăsescu, 1991, S. 196.