2.4 Werke der rumänisch-französischen Stilsynthese 401Notenbeispiel 147: D. Lipatti: Aubade, 3. Satz, Takte 7–13/1.Der schreitende 3/4-Takt erinnert an eine Sarabande, da durch die Achtelpause auf der dritten Zählzeit ein punktierter Schwerpunkt auf der zweiten Zählzeit entsteht.In der ruhigen Linienführung des Themas korreliert die überwiegend klein-schrittige, diatonische Intervallstruktur mit dem rhythmisch-metrischen Verlauf der schreitenden Viertelnoten von geringer Bewegung. Die Melodieführung des The-mas ist vierteilig, wobei der Notenausschnitt den ersten Teil abbildet. Ein periodi-scher Aufbau ist angedeutet, ohne dass jedoch in Bezug auf Spannungsverlauf und Harmonik von Vorder- und Nachsatz gesprochen werden könnte. Die Begleithar-monik ist von Sekundreibungen, Vorhalten und Alterierungen geprägt, so dass sie sich trotz ihrer Zurückhaltung kontrastrierend zum schlichten Thema verhält. In der Verarbeitung dieses Themas kommt es in Takt 109 wieder zu einer kurzen Re-miniszenz der »Formel der chromatischen Rückwendung«. Das Thema wird mit Ausnahme des Fagottparts in solistischen Zwischenspielen durch die Stimmen geführt. Dabei bleibt das rhythmische Gerüst in der ostinaten Begleitbewegung auch während eines kurzen, kontrastierenden Mittelteils zunächst konstant, wird jedoch von einer Sechzehntel-Dreiklangsstruktur flankiert und spä-ter abgelöst, die in Intervallstruktur und Harmonik einen markanten Aufbau auf-weist: Es bildet sich eine auf unterschiedlicher Tonhöhe wiederholte Abfolge, die sich jeweils aus einem auf- bzw. absteigenden, gebrochenen Moll-Septakkord, ge-folgt von Quint und Prim der Durtonart, einer Rückung eines Halbtonschritts nach oben sowie Quint und Prim der oberen Medianttonart zusammensetzt. So entsteht die wiederkehrende Intervallkonstellation von kleinen Terzen, Sekunde, Quarte, Se-kunde, Quarte. Durch den Wechsel statisch auf- und abwärtsführender Bewegun-gen kommt es in den verschiedenen Instrumenten zu parallel verlaufenden Spiegel-umkehrungen, die auch eine räumliche Dimension gewinnen. Sie werden quasi ar-chitektonisch eingesetzt, so dass Bărgăuanu und Tănăsescu für die Takte 67 und 68 eine perfekte Symmetrie um die Achse zwischen Oboe und Klarinette konstatieren: