Im Gedenken an meine Mutter. Sie ließ mich in jener Weise aufwachsen, die später als laissez-faire einen Erziehungs-stil bezeichnete, der mit der Zuschreibung anti-autoritär ideologisiert wurde. Dieser ist Teil eines gesellschaftlichen Informalisierungsschubs, der mit Pop symbiotisch lebte. Waren diese wissenschaftlichen Konzepte und politischen Postulate, für die man kämpfte und die man bekämpfte, der Kontext, so war die Akzeptanz der eige-nen Person die emotionale Basis für jene sich des Ich bewussten Lebenshaltung, die abseits alleiniger Ich-Bezogenheit zugleich sozial ist; sie verweigert sich einem theoriegeleiteten Kampf, sie erlaubt einfach selbstgenerierendes Wachsen. Diese persönliche Erfahrung machte mich wachsam für die Beachtung jener kulturellen Ereignisse, die Pop zusammenfasst: gelebte Unsicherheit als Toleranz und damit als Alternative zu einem verordnenden Besser – basierend auf modernem Fortschritts-glauben; eine Alternative, die aus ständiger Selbstoszillation jeweils neu entsteht, abseits der gesetzten Fundamente von Tradition und Innovation. Das Bedürfnis nach Erkenntnis wie an Mitgestaltung dieser Alternative motiviert meine Arbeit. Möglicherweise mehr als andere Künste ist Musik als kulturelle Überformung des kommunizierenden Ausdrucks im Übergangsbereich zwischen dem Erfahren und Verstehen, zwischen dem Ich und dem Wir angesiedelt – Pop als Körperkultur ist das bewusste Spiel mit der Rücknahme der Mediatisierung zurück zur signalhaften Kommunikation, das politische Mündig-Machen von Emotion zur Erregung eines emotionalen Klimas der kollektiven Akzeptanz. Mein Dank gilt in besonderer Weise meiner Familie: Doris, Emanuel und Julian. Ihr Verständnis für meine Arbeit fußt auf Gemeinsamkeit. In unser Leben ist grelle musik – eine Plattform zur Realisierung experimenteller intermedialer Künste integriert. Rund um eine 2-Zoll-24-Spur Tonbandmaschine und einen timecode-gekoppelten analogen Videoschnitt-Platz entstand – eine gesamte Hausetage füllend – die Kombination von Ton- und Video-Studio, heute auf dem common digit basiert. Soundprägende Gitarren-Verstärker, darunter ein Marshall-Stack mit 1959er Topteil, der die Eigenerfahrung der spezifischen Spielweise aus der Körper-Klang- Koppelung erlaubt, eine Vielzahl von Gitarren und Synthesizern, schließlich die Diskussion von Problemen bei der Programmierung mit Max/MSP bzw. pd so-wie Regal-Wände voll mit Tonträgern, Videospeichern und Büchern bilden unser gemeinsames auch emotionales Ambiente. Was einst identitätsstiftend die Generationen trennte, eint uns heute. Dieses gemeinsame Alltagsleben mit den künstlerischen Avantgarden in der digital culture hat deren wissenschaftliche Untersuchung begünstigt – unter Kontrolle der Artefakte einer internen Beobachtung. Bei einem IRCAM-Aufenthalt in Paris zugelaufen, teilt nun die Karthäuserin chat gris unseren musikalisierten Alltag in der digital culture – gar nicht verstört.