2 Einleitung Informations-Übermittlung adäquat sei: der Wahrnehmung von dynamischen Ereig-nisräumen, der Interaktion mit solchen aus Codes geschaffenen virtuellen Welten. Da jeder als mechanisch empfundenen Regelhaftigkeit entzogen, sei die weiterhin notwendige körperliche Interaktion mit diesen Welten hedonisch geregelt. Diese phi-losophische Sicht, von McLUHAN (1994, 1995) bereits als Theorie der Implikationen der technischen extensions of man angedacht, soll durch Ergebnisse entsprechender empirischer Untersuchungen untermauert werden. Medienkunst ist Wahrnehmung der Wahrnehmung. Wahrnehmung ist die psycho-logische Implikation der Methodik der empirischen Wissenschaften; Medienkunst ist die wissenschaftsnahe Exploration der Änderung der Wahrnehmung vom unmit-telbar körperlichen Erfahren der Umwelt zu einem vermittelten. Musizieren und Musik formalisiert auditive Wahrnehmung (vgl. SLOBODA 1985; McADAMS 1987), eine Wahrnehmungsform, die der körperlich passiven, eine Interaktionsform in der elektronisch vernetzten Welt, und der hedonischen mit willkürlichen Codes, eine Erlebnis- und Gestaltungsform der digital culture, als Paradigma entsprechen könn-te. Das musizierende Verhalten als Instrumentarisierung des Ausdrucksverhaltens (vgl. BLACKING 1977), primäre Musizierform des Pop, dient als Paradigma des Interfaces in beide Welten. Mediatisierung, Entfernung von der unmittelbaren Körperlichkeit, geschieht über Instrumentarisierung, Verlängerung des Körpers, letztlich losgelöst vom physikali-schen Körper (jedoch nicht von seinen Erfahrungen) durch Codes, deren Ausbildung wie deren Nutzung zur Repräsentanz von Wirklichkeit als kulturdefinierende mensch-liche Leistung gilt (CASSIRER 1964), bzw. deren Willkürlichkeit die Schaffung neuer Wirklichkeiten erlaubt. Erhöhung der Geschwindigkeit und Digitalisierung sind jene technischen Inno-vationen, die die unmittelbar körperlichen Erfahrungen und daraus resultierende Denkweisen irritieren bzw. grundlegend verhindern; sie erbringen das Erleben einer orts- und zeitlosen sowie einer virtuellen Welt. Die Entwicklung der Musik lässt sich als Mediatisierungsprozess darstellen, vom unmittelbaren Ausdrucksverhalten, dessen Instrumentarisierung, über Gesten, der Formalisierung des kommunikativen Ausdrucks in präsentativen und ikonischen Zeichen zu willkürlichen Codes. Zwar gebunden an die Erfahrung ihres Sensoriums hat die Musik Methoden entworfen, um die Potentialität der Codes, ihre Willkür-lichkeit, umzusetzen: mathematische Reihung wie Ordnung nach Spannung-Lösung. Gelöst von sinnesspezifischer Erfahrung werden digitale Codes als reine Information (McLUHAN 1995), als »digitale[s] Grundalphabet« (CLAUS 1988), als common digit (JAUK 1999b), als pure data ebenfalls nach mathematischen Ordnungsmechanismen bzw. nach ihrem Erregungswert strukturiert (vgl. BERLYNE 1970, 71, 74) und da-nach in unterschiedliche sensorische Fassbarkeit konvertiert. Ob der Unmöglichkeit des Menschen Klanglichkeit analog zu speichern, mag die Notwendigkeit der Musik entstanden sein, ein Code-System zu ihrem Festhalten zu finden. Ein Bild hingegen kann grundsätzlich augenblicklich analog gespeichert werden. Als Formalisierun-gen ihrer Wahrnehmungsmechanismen haben sich Musik und die bildende Kunst dementsprechend spezialisiert entwickelt. Das Spiel zwischen Willkürlichkeit und Körperlichkeit, zuerst über solche aus der Beobachtung des Verhaltens der Welt der Dinge abgeleitete mechanische Gesetzmä-