4 Einleitung gen. Modelle der Artificial Intelligence simulieren diese auf adäquater theoretischer Ebene abseits des mechanistischen Denkens. Damit wird Interaktions-Verhalten erweitert. Basierend auf Wahrnehmung und kognitiven Leistungen des Denkens, werden emotionale, letztlich basale körperlich erregende Prozesse, als motivationale Steuermechanismen betrachtet, eingebunden in die Konflikte des Handelnden um seine Bedürfnisse und die des Kollektivs, des kulturellen Environments. Wissenschaft und Kunst sind sich der politischen Implikationen solcher selbstgene-rierender Strukturierungen bewusst, Wissenschaft und Kunst sind sich auch bewusst, dass sie nicht nur um Erkenntnis bemühte und reflektierende, sondern darin auch gestaltende Teile einer Gesellschaft sind. Dieses kulturwissenschaftliche Verständnis weiß neben der klassischen ort- und zeitbedingten Veränderung, dem Kontext, um die Durchlässigkeit der Grenzen zwischen den Ansprüchen der Rekonstruktion und Konstruktion von Wirklichkeit. In einem dynamisch systemischen Prozess von Interdependenzen zielt der Blick nicht auf die Dinge selbst, er zielt auf ihr Verhalten – Wissenschaft ist prozessual, Kunst ist prozessual. Musik ist die Formalisierung der Wahrnehmung des Prozesses Klang, ein Artefakt des Verhaltens von Dingen – ihr Denken ist ein prozessuales. Darin ist Musik als »beziehendes Denken« (RIEMANN 1914/15) paradigmatisch für die vielfach sich dynamisch gestaltenden Bezüge der Gesellschaft und eine mit dieser und in sich vernetzten Kunst; zusätzlich zur kommunikatorischen Qualität des emotionalen Ausdrucksverhaltens und seiner Instrumentarisierung im Musizie-ren ist Musik weiterhin in ihrer polyphonen Form selbst als vernetzte Struktur, als Objektivation von Kommunikation (vgl. ADORNO 1958) zu betrachten; tech-noide Formen des Musizierens nutzen Kommunikationsstrukturen, die zuletzt der Wissenschaft entwachsen sind. In der Wissenschaft ist Kommunikation gleichsam plural relativierende Methode der Erkenntnis in einem prozessualen System der Erkenntnisgewinnung. Der dynamisch-systemische Bezug lässt gleichzeitig vielfache Betrachtungen zu, die Vorstellung von fortschreitender Entwicklung einer Kultur mutiert zu einem pluralen Verständnis. Wahrnehmung und Kommunikation sind Inhalte wie Methoden von Wissenschaft und Kunst – die methodische Implikation der Adaption naturwissenschaftlicher Sichtweisen auf human-, sozial- und kulturwissenschaftliche Problemstellungen ist die Ausschaltung des störenden Einzelfalls als Error zugunsten allgemeingültiger Aussagen. Buch I öffnet Themenbereiche um dieWendung vom Besonderen zum Allgemeinen, die später mit der Allgemeinverständlichkeit signalhafter Kommunikationsformen und weiterhin mit pop-musikalischem Verhalten und der Regelung von und Interak-tion mit virtuellen Welten zusammengeführt wird. Wissenschaft und Kunst wandten sich im Umfeld eines spezifischen politischen Denkens im Laufe des 20. Jahrhunderts von der Beobachtung des Besonderen zur Be-ob-achtung des Allgemeinen. Mit diesem methodischen Wandel der Wissenschaft und (beispielsweise) mit der Abkehr von der Rahmung heldenhafter Personen und ihres Tuns im Tafelbild geht eine politisch wirksame Entmystifizierung von Wissen-schaft und Kunst einher, eine Informalisierung des Lebens, ein neues Verständnis von Kultur als Alltagskultur. Die Beachtung des Allgemeinen ist Methode der (ursprünglich) allgemeine Gesetze suchenden Naturwissenschaft; ihr Eindringen in