5 adaptierten Formen in die Human- und Sozialwissenschaften ist mit politischen Haltungen gekoppelt, die das Alltägliche beobachten; ein Prozess der Horizontalisie-rung und Demokratisierung findet Nähe zur sozial-demokratischen Gesinnung. Der Wiener Kreis wie später das Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies arbeiten explizit in diesem Umfeld (SANDNER 2001). Gerade die Birmingham School macht jenen Kunst- und Alltagsbereich, der Horizontalisierung zu leben versucht, zu ihrem wissenschaftlichen Forschungsbereich – Pop. Hat die Naturwissenschaft das Allgemeine als Methode und politische Implikation, haben es Avantgarden als Postulate, hat es der Pragmatismus theoretisch bekräftigt, so hat es Pop popularisiert. Mit der Industrialisierung, Technologisierung und Mediatisierung der Gesellschaft haben sich die ökonomischen Grundlagen und in Wechselwirkung mit ihnen die Wert-haltungen politischer Systeme verändert. Die wirtschaftlich und politisch gelenkte massenhafte Erzeugung und Nutzung von Gütern, ihre allgemeine Verfügbarkeit, und die Extension der Erfahrung von Wirklichkeit auf ihre Vermittlung lenken den Blick vom Besonderen zum Alltäglichen, vom Erfahrenen zum medial Geschaffenen als Ort des sich beschleunigenden gesellschaftlichen Geschehens (vgl. VIRILIO 1992, 1993). Pop ist das Medium dieser veränderten Gesellschaft. Seine Musik ist im politisch akzeptierten Freiraum einer Spielwiese geboren, aus dem Spannungsfeld zwischen Affirmation und Gegenhaltung zur politischen Alternative erwachsen, in der Verbindung mit den elektronischen Medien ist sein Wirkfeld die Masse, der All-tag und die Gegenwart. Die Enteignung der Zeichen ist der semiologischen Guerilla (ECO 1985) Methode des Kampfes; Musik ist in diesem Gefüge nicht nur ein System von Zeichen, vor allem ihr Sound und das von seiner Dynamik hervorgerufene (acoustic) driving sind unmittelbare Stimulantien eines emotionalen als politischen Klimas. Durch die Fokussierung auf den Klang-Körper-Bezug nimmt Musik, vor allem Pop-Musik, in einer Kultur, die den Körper nach seiner idealistischen Verban-nung (McCLARY 1990) in den Alltag zurückgebracht hat, eine spezifische Funktion ein. Pop als Körperkultur (WICKE 2001) ist die Wirkgröße im Demokratisierungs- (BROWNE 1984) und Informalisierungsprozess der Gesellschaft (SCHULZE 2000), die sich von einer Produktions- zu einer Erlebnisgesellschaft (SCHULZE 2000), von einer aufklärerischen zu einer hedonischen Kultur (BOHRER 1979) entwickelt hat. Buch II (Kapitel 1 auf Seite 83) beschreibt Pop als die Popularisierung der (künst-lerischen) Avantgarden vom Futurismus über den amerikanischen Pragmatismus bis zur Pop-Art, weiter zu den handelnden kommunikativen und aktionistischen Künsten. Das Postulat Kunst = Leben, Leben = Kunst wurde in den Reservaten der Avantgarde der (bildenden) Kunst erprobt, es wird im ästhetisierten Pop-Alltag gelebt – der hedonische Körper ist dabei funktionale Größe der Informalisierung der Gesellschaft (BROWNE 1984), durch die intuitive Verständlichkeit seiner Ausdrucks-form tritt er in soziale Bereiche ein. Der Allgemeinbezug dieser basalen körperlichen Kommunikationsform (gerade in Pop) begünstigt die Ausbildung kollektiver emo-tionaler Bewegungen. Die Zuwendung zu populären Formen der Musik beabsichtigt nicht ihre Ontologie zu schreiben. Pop-Musik ist essentiell an der Entwicklung von popular cultures beteiligt. Es ist notwendig über Musik in dieser symbiotischen Beziehung zu an-