6 Einleitung deren kulturellen wie technischen Hervorbringungen zu reden, um den status quo der Entwicklung vom Besonderen zum Alltäglichen zu verstehen. Pop-Musik ist die kollektive und auf »mille plateaux« (DELEUZE & GUATTARI 1992) gelebte hedonische Form des Verständnisses um den Wert von Alltäglichem und baut auf Verfügbarkeit; ihr erregender Sound, seine zeichenhafte Besetzung vor allem die als Gegenhaltung und Hedonismus bedeutungsgeladen gelebte Erregung führen zu Brüchen in einem gesellschaftlichen System und sind darin politisch wirksam. Mit Bezug auf originäres Musizieren wie auf aktionistische, performative Avant-garden versucht Buch II in Kapitel 2 (auf Seite 165) Pop als Körperkultur zu erfassen und Pop-Musik als bestimmenden apragmatischen Teil darin, als Instru-mentarisierung des emotionalen und damit kommunikativen Ausdrucksverhaltens, als eine technisch instrumentarisierte originäre Musizierform zu erachten, die dann letztlich modellhaft für Interfaces in eine Welt der Virtualität gilt. Die detaillierte Darstellung der Instrumentarien erfolgt als Mediatisierungsprozess – als way back zur unmittelbar körperlichen Kommunikation unter Beachtung ästhetischer wie soziologischer/politischer Implikationen. Eine Mutation von zeichenhafter Betrachtung von Kunst orientiert am Modell der Sprache zu einem sensorisch funktionalen Verständnis von Kunst wie die Ver-änderung künstlerischen Handelns, das weniger auf vermittelndes Aufklären denn auf Verhalten erregende Stimulantien baut, ist mit der Dominanz von Pop zu beobachten (JAUK 2002a, b), zugleich mit einem Wandel der Gesellschaft von einer Produktions- zu einer Erlebnisgesellschaft (vgl. SCHULZE 2000). Verfügbarkeit ist darin eine wirtschaftlich bedingte soziale Größe, Verfügbarkeit ist aber auch eine Generalisierung der Machbarkeit, die mit der Digitalisierung und ihrer Allgegenwart zu einer Denkhaltung wird und damit Machbarkeit als politische Größe verstärkt. Psychologische Verfügbarkeit ist durch intuitive körperliche Steuerung der Klangge-nerierung und -manipulation gegeben. Das hedonische Spiel der Rückkoppelung ist dafür ein Beispiel (JAUK 2007a) und Modell für intuitive Interfaces (JAUK 2007b). Generierungs- wie Rezeptionsverhalten werden auf natur- und sozialwissenschaft-liche Konzepte von Emotion gestellt, denen Erregung als Basisqualität und damit intuitive kommunikatorische Qualität eigen ist, die dann ein politisches als emotio-nales Klima begünstigen (vgl. ELIAS 1992). Buch III (auf Seite 355) stellt dieses sensorische Verständnis von Alltagskultur auf seine hedonische Basis und bewertet mit der Überwindung von mechanischen Prozessen aus der Körpererfahrung in der willkürlichen Gestaltung von Codes die hedonische Regelung von (Formal-)Kunst neu. Musik als Mediatisierungsphänomen betrachtet, ist bei Objektivation von emo-tionalem Ausdrucksverhalten und dessen kommunikativ gestaltendem Charakter darüber hinaus ein willkürliches Codesystem, dessen formale Organisation den mechanischen Gesetzen aus der körperlichen Erfahrung der Umwelt folgt oder abseits davon letztlich spannungsgeregelt ist. Musizieren als instrumentarisiertes körperliches Ausdrucksverhalten mit kommunikativer Qualität steht im fließenden Übergang zu Musik, als mechanisch (und in seiner Formalisierung algorithmisch) oder hedonisch geregeltes aber (in unterschiedlicher Weise) stets embodied Code- System.