8 Einleitung lität auf Screens ist Musik als physikalisch und emotional bewegender Klang aus willkürlicher Struktur Paradigma der körperlichen Interaktion/Erfahrung mit/von mixed realities. Es scheint, als würde der Primat des Sehens, dem des Hörens weichen. Dieser Ahnung McLUHAN’s (1995) aus der Erfahrung des electronic space und dem Wissen um die Spezifität des all-at-onceness-Hörraums wird mit naturwissenschaftlichem Verständnis der Musikforschung nachgespürt. Musik wird dabei als Formalisierung der Wahrnehmung des Verhaltens des Klanges und der menschlichen Interaktion mit Klang sowie seinem emotionalen Ausdrucks- und kommunikativen Charakter erachtet. Beobachtungen und Aussagen zur Theorie und Praxis der Künste, sind den einzelnen Themen vorangestellt. Die Argumentation greift sowohl auf künst-lerische Manifestationen wie auf wissenschaftliche Erkenntnis zurück, vorrangig empirische und explizit experimentelle der Wahrnehmungsforschung wie der musik-bezogen soziologischen; dabei verschwinden die Grenzen zwischen Wahrnehmung als psychophysikalischer, psychologischer und sozialer Prozess in einem Modell, das Wahrnehmung als Körper-Umwelt-Interaktion erachtet. Kognitive Aspekte erlauben die Integration von kulturellen Bedingungen als Erfahrungen im Prozess der Wahr-nehmung. Emotionale Vorgänge stehen im Zentrum als sie als motivationale Größen Wahrnehmung lenken und damit Interaktionen mit der physikalischen Umwelt, sie fördern weiterhin soziales Verhalten und damit die Ausbildung politischer Klimata. Die Körper-Klang-Koppelung über Erregung, somit ein dimensionales Konzept von Emotionen mit Fokus auf »activity« (vgl. OSGOOD 1957), wird als intervenierende Größe in einem gestaltenden Prozess erachtet – im künstlerischen, dem musikalischen und dem der anderen digitalen formalen Künste, wie im sozialen und politischen; die kommunikative Komponente von Erregung wird als kollektiv gestaltender wie kollektivierender in Musik und den digital Arts thematisiert. Eine Neubewertung der experimental aesthetics tritt damit ein: Hedonismus ist die Gestaltungskraft bedeutungsneutraler Elemente in der Musik, Hedonismus ist Gestaltungskraft des Umgangs mit codes der digital culture. Wahrnehmung als motivational gelenkte Körper-Umwelt-Interaktion rückt den re-defined body ins Zentrum. Hier schließt nach mehr als einem Jahrhundert die Argumentation einer auf der angenehm erregenden Wahrnehmung basierenden »Ästhetik von unten« (FECH-NER 1876), deren theoretischer und methodischer Ansatz politische Implikationen hat, die in einer Kultur von unten (BLAUKOPF et al. 1983) beobachtet wurden, unmittelbar an ein Verständnis von Kunst als Körperpraxis an und bildet damit ein politisches Verständnis von Kunst als allgemeines Kulturgut, das in der digital culture kulminiert. Nicht nur mit Aisthesis wird die Trennung zwischen Fragen stellenden Künsten und Beantwortung suchenden Wissenschaften zunehmend obsolet. Auf dem Weg von der Moderne in die Postmoderne ist eine Aufweichung zentraler Positionen auf beiden Seiten zu beobachten. Die Kunst übernimmt die prüfende Haltung der strengen Wissenschaften, die Wissenschaft erkennt das Potential des Fragens und wendet sich von der Methodendominanz der strengen Wissenschaft ab; nicht ihre Beantwortbarkeit, sondern das Auftun neuer Sichtweisen gilt zunehmend als Kriterium für eine sinnvolle Frage; Buch I thematisiert nicht nur die gegenseitige Infiltration von Wissenschaft und Kunst, die methodische Arbeit basiert auf dieser