9 Grenzüberschreitung wie dem Schritt vom Schreibtisch weg, vom Labor hinaus in die Beobachtung des Alltags. Damit beansprucht die vorliegende Arbeit Erklärungswert für das Phänomen Musik und ihre Entwicklung in einem Prozess der Mediatisierung, zugleich für die Modellhaftigkeit von Musik für jene Neuen Künste, die sich von ihren sensorisch definierten Sparten lösen und zu formalen Künsten der Wahrnehmung werden, wie die Medienkünste dies sind, sowie für Pop-Musizieren, wie auch für Strukturierung von Musik als hedonisch geregeltes (Interaktions-) Verhalten und darin notwendigen Teil in einem sich durch technische Innovationen wie wirtschaftlich politische Prozes-se verändernden Gefüge. Die Beziehungen von Musizieren und dem performativen Körper, von Musik und den formalen Künsten sowie deren hedonischer Regelung werden mit dem Besinnen auf Allgemeinheit, in der sich Machbarkeit, Verfügbar-keit und Informalisierung jeweils überstrahlend vereinen, in einem dynamischen Verständnis von Kultur betrachtet, die sich am Beginn des 21. Jahrhunderts als hedonische digital culture darstellt; ein Konglomerat in dem sich wissenschaftliche Theorien, technische Innovationen, künstlerische Manifestationen in einem in Pop gelebten Alltag zu einem im Verein mit Mediatisierungsprozessen als Entfernung vom mechanischen Körper notwendigerweise hedonisch geregelten Verhalten eines emotionalen als politischen Klimas verdichten. Musik ist bestimmender Teil dieser digital culture, sie bietet ein erfahrungsba-siertes Paradigma der Erfassung ihrer Struktur/ierung wie des Umgangs mit ihr. Musik ist nicht metaphorisch Interface in die digital culture, Musik formalisiert eine Er-Lebensart, die es körperlichen Wesen ermöglicht, Geschehen in der digital culture zu rezipieren, zu gestalten, schließlich zu verstehen, wie teilweise zu beschreiben und zu erklären. Die Orientierung an einer auditory logic formalisiert in Musik ist eine Überlebens-strategie des Körpers in der digital culture. Wissenschaft, Musik- als Medienwissen-schaft, und Medienkunst vereinen sich in diesem Anspruch, der auf der Spezifität von Musik als Phänomen der Mediatisierung argumentiert wird. Den großen Kapiteln sind einleitende hypothesengenerierende Teile vorangestellt. Sie sind fragestellend, zugleich werden definitorische Beschreibungen von Konzepten bezüglich unterschiedlicher Aspekte versucht. Plurale Sichtweisen werden dabei einer eindeutigen Definition vorgezogen. Empirisch fassbare Dimensionen hingegen werden versucht eindeutig über relevante inhaltsnahe und beobachtbare Größen zu indizieren und damit zu definieren. Wiederholende Zusammenfassungen schließen Kapitel und Teilkapitel ab und leiten zugleich über zum nachfolgenden Kapitel. Die vielfachen Verschränkungen der Inhalte machen stellenweise wiederholende Hinweise nötig. Diese Redundanzen werden vom Autor auch als Verdeutlichung von Argumentationsketten genützt. Der/die kundige LeserIn kann diese Teile überlesen oder umgekehrt sie gleichsam als eine logische Reihe von Abstracts lesen. Eine experimentelle Untersuchung zur räumlichen Wahrnehmung und zum erre-genden (Signal-) Charakter von Klang dient als Basis zur Argumentation und Stütze anthropologischer Theorien über basale Erlebnisweisen von Klang als erfahrungsba-siertes Paradigma der Vorstellung (abseits der metaphorischen) von Ereignisräumen in der populären digitalen (Netz-) Kultur. Um den Lesefluss nicht zu stören, sind die Ausarbeitungen der harten Daten (Faktorenanalyse und Varianzanalyse der