1.2 Wahrnehmung 21 Anfang, und findet die Fortführung im Großbritannien der sechziger Jahre mit der Zuwendung zur Arbeiterklasse und zu Immigranten als Träger der zunehmend das Leben, nicht nur der mitteleuropäischen Jugend, bestimmenden Pop-Kultur. Eine Kultur des Alltags der späten Moderne geht in die der Postmoderne über, die die kleinen (subversiven) Dingen des Alltags nicht als Symbole des Dissidenz sieht, sondern ihnen zugesteht, auf mille plateaux (DELEUZE & GUATTARI 1992) zu harten Brüchen im System zu führen. Obwohl in unterschiedlichen Gebieten erarbeitet, finden das Allgemeine und die Wahrnehmung (des Allgemeinen) im Pop und in seiner Symbiose mit den (Massen-) Medien zueinander. Schließlich thematisiert Pop die Konstruktion seiner Wirklich-keit in der Phase der Selbstübernahme durch die Jugend, die ihn zur Jugendkultur werden lässt, und in der Pop-Art, die den Alltagsgegenstand im Kontext der Kunst inszeniert, im mediendekonstruierenden Punk-Spiel von McLaren sowie im post-modernen Spiel mit Identität und Startum. Die mediale Wirklichkeitserzeugung geschieht durch die gegenseitige Benutzung: subkulturelle Gegenhaltung als subver-sive gesellschaftliche Haltung trifft sich mit einem sozioästhetischen Mainstream als wirtschaftlichen Stabilisator der Gesellschaft. Die symbiotische Beziehung von Produzent und Rezipient – als für beide Seiten einträgliches Geschäft – funktioniert über hedonische Prozesse der Verführung – Musik und ihr Sound sind zentrale Medi-en in diesem Prozess der Gestaltung sozialer/politischer Wirklichkeit als emotionales Klima. 1.2 Wahrnehmung 1.2.1 »Ästhetik von unten« – Wahrnehmung und Gestaltung motiviert in Hedonismus Auf der elementaristischen Sicht der Psychophysik (vgl. FECHNER 1859) aufbauend begründet FECHNER (1876) eine »Ästhetik von unten«, mit der Haltung, ästhetische Phänomene mehr »ins Klare als ins Hohe« (zitiert nach ALLESCH 1988, S. 15) zu führen. In dieser Weise am Allgemeinen und nicht am Besonderen und der Errichtung von Normen, wie etwas sein sollte, sondern der Beobachtung wie etwas ist, interessiert, wird eine psychologische Ästhetik als Wahrnehmungsforschung begründet. Einer auf das Postulieren von Besonderem orientierten Ästhetik stellt dieses auf der Methode des Experiments basierende Bemühen um Erkenntnis über ästhetische Phänomene in naturwissenschaftlicher Haltung das Allgemeine gegenüber und definiert ästhetisches Empfinden prinzipiell als hedonisches. Die Experimentelle Ästhetik fokussiert dabei Wahrnehmung doppelt: Sie macht Wahrnehmung zur Basis künstlerischen Erlebens und erforscht dieses mittels Be-obachtung, der wiederum Wahrnehmung zugrunde liegt – Wahrnehmung ist der experimentellen Ästhetik Inhalt und Methode. Mit der Psychophysik entstanden, die die Beziehung zwischen physikalischen Grö-ßen und deren psychischer Empfindung als allgemeine Gesetze der Wahrnehmung erforschte, ist Ästhetik als Wahrnehmungsforschung (wieder)begründet worden. Die Experimentelle Ästhetik sieht im Hedonismus die motivationale Zuwendung zu syntaktischen Eigenschaften von Stimuli, die nicht mit dem Mythos des Besonderen