38 Von der Achtung des Besonderen zur Be-ob-achtung des Allgemeinen der Erhöhung der Objektivität. Kommunikation ist Methode des Erkennens wie Gestaltens im Prozess des Kollektivs der community als dynamischen Prozess. In der Wissenschaft vollzieht sich »Fortschritt als Evolution«, als Aufbau auf Vorhandenes, zunehmend ersetzt die Kunst ihren auf primäre Objekte orientierten Avantgarde-Begriff durch »Ableitung aus vorhergehenden Ergebnissen« (WULF-FEN 1999, S. 38). Kunst ist wie Wissenschaft ein Prozess, der öffentliche Sache ist und als Prozess bringt sie nicht das singuläre Werk hervor, sondern jeweilige Zwischenprodukte, was die Vermarktung von Kunst kompliziert, den Interessen der Kommerzialisierung widerspricht. Die Position des Künstlers mutiert vom Schöpfer zum Initiator, Subjektivität weicht zunehmend objektiver Betrachtung, Kunst als Erkenntnis geht vom Besitz Weniger in öffentliches »Eigentum« über. Allgemein findet mit der Übernahme von Methoden der Erkenntnis »Infiltration« statt, finden »wissenschaftliche Strategien in der Kunst« Platz, wie das Christiane FRICKE und Jürgen RAAP (1999) im entsprechenden Band des Kunstforum thematisieren. Die Öffnung der strengen Wissenschaften zur Beobachtung von Einzelfällen, zur Anerkennung von Existenzen abseits starrer Signifikanzen, zur multidisziplinären Sicht der Dinge bringt sie in die Nähe der Methoden der Kunst. Die Einsicht in die Vielfalt und Veränderlichkeit der Erscheinungen von Wirklichkeit erbringt auch die Relativierung eigener Dogmen, um nicht in der Übertragung der Forderung von Allgemeingültigkeit der Naturgesetzte auf die Human- und Sozialwissenschaften andererseits wiederum essentialistischen Ideologien zu verfallen – postmoderne Ansätze kennzeichnet diese Vorsicht. Kunst schafft Modelle, deren Allgemeingültigkeit auch Prognosen ermöglicht, wie das die Naturwissenschaft mit der Deduktion logisch erlaubt. Computersimulation ist die wissenschaftliche Methode, die komplexe, meist syste-mische Vorgänge analysiert, deren Logik extrahiert, synthetisiert und eine virtuelle Wirklichkeit simuliert, um diese im Vergleich mit dem Verhalten der außen liegenden Welt zu prüfen – letztlich um erklärende Aussagen über diese externe Existenz täti-gen zu können. Zugleich sind Installationen Methoden der Kunst, das Modellieren von Wirklichkeit, um das Modell an der Wirklichkeit im Diskurs zu schleifen. Mit der Computersimulation sind Kunst und Wissenschaft nahe aneinander getreten. Die Wissenschaft hat damit eine Methode des experimentellen Vergleichs von komplexen systemischen Beziehungen, eine Methode, die aus dem Anspruch der Kunst zur Fragen aufwerfenden Konstruktion von Wirklichkeit entstand. Sind Computersimulationen vorrangig mit grafischen Verknüpfungen und der Visualisierung des Verhaltens von Systemen assoziiert, so entwickelt sich zunehmend ein Verständnis für die Sonifikation von dynamischen Prozessen, als die dem Klang eigene Form im Gegensatz zum prinzipiell statischen Bild (JAUK 2000a; HERMANN 2002; HERMANN, NIEHUS & RITTER 2003). Zusätzlich zu einer künstlichen Bewegung vor unserem Gesichtsfeld bezieht uns (bewegter) Klang in ein räumliches Geschehen ein – diese hohe Immersion enthebt uns weitgehend der künstlichen Situation des externen Betrachters und macht uns zum Teil des Geschehens – eine reale Erlebnis- und Erkenntnissituation. Der hohe Abstraktionsgrad von Klang ist gerade bei der Erfahrbarmachung von Allgemeinem von Vorteil. Im Gegensatz zum Buch erlauben multimediale