54 Von der Achtung des Besonderen zur Be-ob-achtung des Allgemeinen Darstellungsobjekt ein und kehrt damit das Verhältnis von Objekt und Ästhetik um« (VOGT 1985, S. 37). Der »Wissenschaft als ein Modell für künstlerische Kreation« (POPPER 1991, S. 250) stehen wohl die je unterschiedlichen Methoden und der verschiedene Grad an Objektivität der Erkenntnisgewinnung entgegen. Zunehmend werden nicht nur Technologien, die auf der Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnis stehen, in der künstlerischen Kreation genutzt, sondern finden auch die wissenschaftlichen Metho-den und Denkweisen selbst Einzug in die Kunst. In der alltäglichen Praxis sind Technologien meist Tools für künstlerische Arbeit, seltener sind sie Gegenstand der Reflexion, deren (gesellschaftlicher) Implikatio-nen und solcher für die Wahrnehmung. Wünschenswert wäre ein gemeinsamer Erkenntnisprozess, in dem sich die tradierten Rollen von Fragestellung und Prüfung aufweichen. Die Musiktechnologie prüft in der Simulation Fragen der Musiktheorie – die Musiktechnologie stellt mit ihren Produkten (erneut) Fragen für die Prüfung durch die Musiktheorie. Mit der Naturwissenschaft als Mittlerin für beide »Dis-ziplinen « weichen sich hier tradierte Bilder auf, führt methodisch-handwerklicher Fortschritt als Mediamorphose zu ästhetischer Erneuerung. Wissenschaft und Technologie haben über die Extension des Körpers das kausal funktionierende mechanische Weltbild in ein systemisch kommunikatorisches über-führt. Mit der digitalen Technik wurde willkürliche Machbarkeit in dieses eingeführt – allerdings: in der Welt unserer Erfahrungen und den daraus abgeleiteten Denkweisen herrscht ob der körperlichen Interaktion mit der Umwelt (vgl. JAUK 2003a) ein me-chanisches Weltbild vor, das wir dem Verhalten nicht nur der Dinge zuschreiben und in Gesetzen der Physik als naturgegebene formulieren (vgl. P. LEVY 2000), sondern auf andere non-mechanische Prozesse generalisieren. Dennoch, die technologischen Entwicklungen, basierend zuerst auf der Erhöhung der Geschwindigkeit nun auf der Digitalisierung, leiten eine Mediamorphose nicht nur der ästhetischen Phänomene ein, sondern eine Transgression des Mechanischen in der Wahrnehmung und Denk-weise (vgl. JAUK 2003a). In dieser neuen Denkwelt wirkt der hedonische Körper als Regelgröße; damit wird Stimulans eine Größe des ästhetischen Empfindens als alltägliche Wirklichkeit.