1.2 Definitorische Aspekte von Pop und Musik 91 1.2.4 Pop-Musik als Teil der elektronischen Medienwelt 1.2.4.1 Der Sound als emotionstragender Teil der Medien Die Verbindung der technischen Medien mit Pop ist nicht nur über die funktionalen Aspekte gerade der Pop-Musik und der elektronischen Medien gestützt. In zeitge-mäßer Terminologie ist Musik das Bindemedium der Hörerschaft an einen Sender. Dabei ist das Genre der Musik eher die zeichenhafte Informationsquelle über die Art des Senders; der Sound der Musik konnotiert seine »Farbe«. Diese emotionale Qualität bestimmt die Größe der Zuwendung. Es ist primär das Image und nicht der Inhalt des Produkts (mit dem) um dessen Kauf beim Zielpublikum (über seine gefühlsmäßigen Präferenzen) geworben wird. Die technische Produktion von Sound erlaubt im Verein mit dem Wissen um die emotionale Wirkung die gezielte Stimu-lans; nicht nur das akustische Design auch Pop-Musik wird dieserart systematisch empirisch gestützt produziert. Durch ihre Funktion zur emotionalen Bindung ist die Musik ästhetisch bestimmt, ihr emotionaler und Aufmerksamkeitserregungswert bestimmen Farbe, Gimmicks und Länge somit die Dominanz emotionalitätshei-schender Sounds, zuwendungssteigernder Intros und die Reduktion der Dauer der Musik auf die Aufmerksamkeitsgrenze bei beiläufigem Hören und ihre Normierung durch die auch technisch bedingte Speicherungskapazität auf dem ursprünglich ökonomischen Tonträger »Single«. Die Bestimmung der Farbe eines Senders geht über die Musik hinaus zum Einsatz der Farbe entsprechender »gefühlvoller« Stimmen bis hin zur technischen Überfär-bung des gesamten Sendematerials. In ähnlicher Weise wird eine Pop-Produktion auf die potentielle Hörer- und Käuferschicht emotional getuned. Die Medien funktionieren über den Sound der Musik – der emotionalen Qualität ist die Tendenz zur Popularisierung eingeschrieben, die Distribution verstärkt dies. 1.2.4.2 Struktur von Pop als emotionstragender Teil der Medien Pop-Musik ist in ihrer inneren Strukturierung funktional an die organisatorischen Vorgaben des Mediums Radio gebunden, sie hat mit dem Film und gerade mit dem Video eigenständige multimediale Formen hervor gebracht. Ihr Einsatz im Film geht bereits über die Funktion von Filmmusik hinaus. Nicht die emotionale Untermalung von Szenen, das Underscoring, nicht die zusätzliche thematische Strukturierung der Logik des Ablaufs als Weiterführung der Leitmotivtechnik, sowie die Parallelführung technischer Strukturierungen in Film und Musik (de la MOTTE-HABER & EMONS 1980) ist die primäre Aufgabe von Pop im Film. Pop-Musik im Film hat die Metafunktion (über den Titelsong und das Sounddesign) emotional vorzuprägen, »mood« zu erzeugen (BULLERJAHN 1996). Film und Pop-Musik sind als »Nummern- Opern« frühe Vorformen des Videoclips, in denen der Sänger (die Sängerin) promoted wird. Ist in diesen Formen das narrative Element das ordnende, so ist der Videoclip eher die Visualisierung der Musik. Das oftmals nicht gegenständliche Bild oder die durch Großaufnahmen vom Inhalt befreite Form orientieren sich an der musikalischen Gestaltung abseits der Logik der Handlung. Dieses technische Formspiel in Klang und Bild erzählt nichts, es vermittelt Stimmungen, verstärkt die Stimmung der