1.2 Definitorische Aspekte von Pop und Musik 97 popular Genre »large distant, but known – analyzed by author to determine what will please«. Im Falle des Folk ist der »author . . . unknown [even] the original. Popular knows the author, the star«. Er »balances his/her own point of view with audience expectations«. Die »Function [des] folk [ist]cultural continuity – [er] binds group together«. Die Funktion des popular Genre ist »Escapism and reassurance of cultural mindset« zu erzeugen (NACHBAR & LAUSE 1992, S. 18). Die Spezifität des Konzertes als inszeniert körperliche Berührung mit den Stars verleiht der Pop- Musik innerhalb der Pop-Genres nur bedingt einen Sonderstatus hinsichtlich der Mediatisierung der Kommunikation zwischen Star und Publikum – zunehmend wird dieses durch das billigere und das Image besser kreierbare Video ersetzt. NACHBAR und LAUSE (1992) fassen in Anlehnung an die empirischen »Cameras«, die beschreiben was ist, die Definition von popular culture in fließender Abgrenzung von unten, dem Folk, und von oben, der Elite Culture zusammen. Pop- und Folk- Culture differenzieren sich durch die gezielte Konstruktion von Pop als der Erwartung der Rezipienten konform und diese bindend; Elite Culture wird als eine nach »specialized interests, training or knowledge« (ebenda, S. 15) individualisierende künstliche Kommunikationsform auf der Basis der (den Rezipienten bekannten) Weltsicht eines Künstlers mit aufklärerischem Charakter »to re-evaluate their mindsets« (ebenda, S. 18) beschrieben. Gerade dieses Gehabe findet sich auch im zeichenhaften Pop der 60er Jahre. Pop popularisiert sich über die Kommunikationsformen der Massenmedien, vom Flyer zum Radio, zum Musik-Video, den damit entstandenen Channels bis hin zum Net. Aus all den Nutzungen resultieren spezifische musikalische Formen; von den Spezifika der Radio-Single bis zum musikalischen Farb- und Formspiel des Videoclips. Das Net, das die Vorstellung des kollektiven Musizierens und der kollektiven Musik wiederbelebt – beides in den sechziger Jahren erprobt: das eine als kollektive Improvisation, das andere als Studio-Produktion mit Mehrspurtechnologie. Damit haben sich nicht nur ästhetische Positionen, sondern im Spiel mit diesen soziale und politische Positionen verschoben – Musik wird zum öffentlichen Ereignis. »Rein technisch« geht heute (fast) alles. Was den von den technischen Möglich-keiten begeisterten Produzenten aber entgeht ist die Tatsache, dass sozial nicht alles geht. Menschen sind in Milieus eingebunden und haben einen Lebensstil, der als Vehikel der persönlichen Expression fungiert. Davon hängt ab, was ästhetisch akzeptiert wird (JACOB 1993, S. 173; BEHRENS 1996, S. 73). Mediale Distribution wirkt über die emotional verführende Vervielfältigung uni-formierend vermassend und zugleich individualisierend. Marktnischen bezeichnen die letzten »neuen« Käufer. »Im Marketing kursiert das Bonmot, daß die letz-te Zielgruppe, die heute noch auszumachen sei, der Einzelne ist« (GROSS 1994, S. 207). Distribution von Gegenhaltung erhielte dadurch eine neue Qualität ab-seits der Mainstream-Beglückung; aus wirtschaftlichen Gründen manifestiert sich (paradoxerweise) Pop auch als individuell positionierende Massenkultur.