1.3 Forschungsansätze im Bereich der popular culture 103 2001). Billigtechnologien ermöglichen allgemeine Verfügbarkeit (RÖSING 1996) und leisten damit einen Demokratisierungs- und Informalisierungsschub in einer low-mediated Pop-Culture. Was möglicherweise in der explizit als aufklärerische Gegenkultur erscheinenden New Culture ebenso funktionierte, wird nun in der hedonischen Kultur evident – Pop ist ein politisches, emotionales Klima, das wesentlich über den funktionalen Charakter von Klang (erzeugt und) verstärkt wird. Dies nähert sich einem Denken über (politische) Kultur, wie dies Norbert ELIAS (1992) in den Studien über die Deutschen anklingen ließ, wenn er aufgrund histori-scher Entwicklungen die Moralhaltungen (was er damals noch »Nationalcharakter« nannte) der Briten als humanistisch-egalitäre und die der Deutschen als kriegerisch-aggressive beschreibt. Elias fokussiert hier ein Denken über Kultur, das diese eher als ein emotionales Konzept, das Wirklichkeit als Erlebnisvorgabe ausmacht, denn als rationale Konstruktion von Zeichen sieht, die die Wirklichkeit (ab-)bilden (CAS-SIRER 1964). Historisch verwurzelte Vorstellungen seien es, auf denen Einstellungen, die individuelles Handel ausmachen, sich formen, die weniger der bewussten Kontrol-le unterliegen, als dies der Begriff Habitus in Verbindung mit (dem teilweise gezielt sich angeeigneten) Kapital annehmen lässt (BORDIEU 1997). ROHE (1994) sieht diese (von der eigenen Kultur meist) nicht hinterfragten Selbstverständlichkeiten als generelle Vorstellungen, als politische »Partituren«. Pop ist ein emotional und darin breit angelegter Gegenentwurf zu den politischen Internalisierungen und damit die emotionale Basis der alternativen Haltungen, Pop ist die (Rück-) »Wendung zum Körper« (WICKE 2001, S. 41), mit der Überwindung ihres aufklärerischen Konzepts und der Etablierung der popular culture als hedonische Kultur (vgl. BOHRER 1979, RICHARD 2000) kulminiert in Pop ein »Paradigmenwechsel von der sprachlichen zur körperlichen Kommunikation« (HEISS 2001, S. 1), Pop erbringt zunehmend einen Informalisierungsschub gegen eine idealistisch geprägte, rationale und körperverdrängende (vgl. McCLARY 1990) politische Kultur. In Abwendung von den analytisch-interpretatorischen Arbeiten mit Musik und ihrem psychologischen Erleben sowie den sozialen und politischen Bezügen ange-wandter Sprachkonzepte werden die signalhaften, die funktionalen Aspekte von Sound als eine spezifische Basis eines emotionalen als politischen Klimas herausge-arbeitet. 1.3 Forschungsansätze im Bereich der popular culture Popular culture wird dominant vorrangig in der Literaturwissenschaft diskutiert, da im Bereich der Printmedien zuerst eigenständige populäre Genres abseits der tradierten entstanden sind. Die Etablierung von Pop-Culture im Bereich Film wird im Zusammenhang mit den die Masse erfassenden distribuierenden Implikationen der (technischen) Reproduzierbarkeit gesehen. Pop-Kultur und Bildende Kunst werden seit den Manifesten über die Zusammenführung von Kunst und Leben als Teil von Kunst und ihrer eigenen Reflexion in der Kunstwissenschaft betrieben. Die Bezüge zwischen Pop-Culture und Musik, selbst Pop-Musik, wurden erst spät erforscht. Die Motivation zu dieser Forschung kam von außerhalb der Musik und