1.4 Stadien der Pop-Kultur aus theoretischer Sicht 129 politischen Systems. Der Idee des Designs ist das Crossover zwischen der Politik stabilisierenden Wirtschaft und den Bestrebungen gesellschaftlicher Veränderungen (die mit dem aufklärerischen wie romantischen Bild) von Kunst (assoziiert sind) eingeschrieben – die Basis von Jugendkultur. Die Postulate von Cage und Beuys, Leben und Kunst zueinander zu bringen, sind somit von Hamilton und Warhol künstlerisch realisiert, von Pop tatsächlich gelebt. Avantgarde hat etwas mit Aggression zu tun. Der Begriff und sein Verständnis haben eine militärische Vergangenheit. Avantgarde ist die Vorhut, »die als kleine, bewegliche Abteilung in unbekanntes Gelände« (LOTTER 1992, S. 31) vorstößt. Das bürgerliche 19. Jahrhundert hat dann den Begriff generalisiert und als Idee für jede Form elitärer Fortschrittlichkeit in Politik und Kultur verwendet. Die Futuristen haben in Erfüllung ihrer Programmatik dem 20. Jahrhundert, neben expliziten Verschränkungen, eine implizite militante Haltung aufgeprägt, das Revolutionäre. In der Pop-Culture lebt die Avantgarde im ständigen Kampf gegen das Etablierte, in der Technokultur im subtilen Guerillakrieg unter Nutzung derWaffen des Establishments somit unter Benutzung der Mechanismen des vom Establishments selbst etablierten Systems. 1.4.6 The New Generation: der Turn von der aufklärerischen Phase der Old Culture zur Hedonistic Culture der New Culture Im Zuge der Informalisierung mutiert das aus Opposition funktionierende Ge-sellschaftsgefüge von Old Culture und der ebenso mit aufklärerischem Anspruch agierenden New Culture zur hedonisch bestimmten Popular Culture (BOHRER 1979). Der hedonischen Kultur wird im Musizieren wie in der Rezeption »Passivi-tät « zugeschrieben, sie sei ohne politische Haltung. Driving effects, das Stimulans dynamischer Elemente werden als Verstärkungsfaktor gemeinschaftlich konsumiert; es ist aber nicht Absicht der hedonistic culture, Haltungen auszusagen, gemeinsame Werte zu vermitteln oder eine Gemeinschaft zu schaffen. Hedonistische Interpassivi-tät bezeichnet den aktiven Lustgewinn an der Passivität. Dem »Ruf des apolitischen Hedonismus« (STÖGER 2001, S. 5) der Partyszene entgegnet diese das Selbstver-ständnis des subversiven Hedonismus. Sie demonstriert »Soundpolitisierung«, indem sie der politischen Verführung von aussen (vgl. ADORNO 1970) das selbstbestimmte Schwelgen in Sound als politische Tat entgegensetzt. Hedonische Kultur durchbricht gerade mit ihrer anti-aufklärerischen hedonischen Art das Gefüge von Old und New Culture. Ihre Haltungslosigkeit ist letztlich eine vorsichtig mit Unsicherheit lebende Haltung – diese ist schwer vereinnehmbar, darin liegt politisches Wirkpo-tential. Gelebter Hedonismus impliziert jene kleinen Brüche, die letztlich Systeme destabilisieren. Bereits dem antagonistischen Spiel von Dissidenz und Affirmation ist Hedonismus eingeschrieben. Er verselbständigt sich, konzentriert sich in hedonisch erlebter Pas-sivität, auf den eigenen Körper. Der Verkauf von Ersatz-Fetischen funktioniert hier nicht mehr. An der Love-Parade verdient der Dienstleistungsbetrieb, nicht die Pop- Industrie, die bislang Ideologie tragende Zeichen der Gegenhaltung gewinnbringend und zugleich distribuierend verkauft hat. Die Unterdrückung und Verdrängung von Hedonismus als Pfeiler christlich-bürgerlicher Kultur macht ihn zur motivationalen