1.5 Sound-Generations 153 spricht die Bezeichnung des deutschen Lables »mille plateaux« von Achim Szepanski mit klarem Verweis auf die Manifestation postmoderner Sicht von Pop-Kultur, die in der dynamischen Pluralität wie im hedonischen Gelebtsein gesellschaftsverändernde Faktoren sieht – dies ist auch die Intention des Labels. Bei aller Homogenität der Labels ist die Kommunikation nach außen, die Vernet-zung der Labels nicht nur distributiver Akt der Vermarktung, sondern generierendes Medium der Musik. Clubs und Labels verschmelzen ihre Orte, treten zueinander und werden zu »dritten Orten«; Tresor ist der Kommunikationscode zwischen Detroit und Berlin. Underground Resistance und Jeff Mills re-importieren hier ihren Techno nach Deutschland; die Brightoner Szene um Christian Vogel, Neil Landstrumm und Tobias Schmidt sind Satelliten dieses Labels von Dimitri Hegemann und Carola Stoiber, 1991 gegründet, und der Soundforschung mit der Basis des geraden harten 4/4-Techno aus Detroit verpflichtet. Der Soundforschung aus dem Gebrauch von Technologie, durch trial and error geleitet, vom Kriterium Hedonismus gelenkt, entspricht die maschinelle Spielweise abseits der menschlich möglichen: das Triggern von Sounds in rasendem Tempo, dem Missbrauch von Rhythmusmaschinen und samplern entsprungen. Maschinenmusik ohne humanen Einfluss hat hingegen Tradition in den algo-rithmischen- und Reihenmusiken der elektro-akustischen Formen. Dem minimalis-tischen Spektrum dieser Forschung zwischen algorithmischer und Pattern-Musik ist das Lable Sähkö (1993 in Helsinki gegründet) verpflichtet. Pan (a) sonic, Mika Vainio und Ilpo Vaisanen durchgleiten damit die Grenze zwischen E und U in der Club-Szene; ein Beispiel der anderen Avantgarde. Minimalismus und die Grenzen zwischen Klang und Geräusch auszuloten, das kennzeichnet die Arbeit des Lables Basic Channel. Obwohl in Berlin ansässig, wurden die Platten in Detroit gepresst. Markus Ernestus und Moritz von Oswald thematisieren damit Kommunikation als kompositorische Arbeit – Jeff Mills hat remixes beigetragen. Das von 1993–1995 existierende Label wurde mit ähnlicher inhaltlicher Intention auf den Folgelables Chain Reaction und Maurizio fort geführt. Minimalistische Arbeit dringt auch von außen in die Musikszene. Die bildende Kunst lehnt sich in der Dynamisierung der Bilder nicht nur an die willkürliche Zeitstrukturierung der Musik an (vgl. JAUK 2001), bildende Künstler arbeiten auch mit dem Material Sound (JAUK 1982). Raster-noton ist ein Kollektiv, das einerseits Kommunikationsstrukturen kompositorisch nutzt, das andererseits die Grenzüberschreitung aus der Bildenden Kunst, über musikalischen Amateurismus und Dilettantismus, konsequenterweise am common digit orientiert, nutzt; die Arbeit der Gruppe rund um den Designer Carsten Nicolai ist minimalistische audiovisuelle Zeitgestaltung und damit musikalische Komposition (vgl. raster-noton: oacis 2000) mit alternativer Haltung: green alternative electronics? Kollektives Arbeiten als Me-thode belegt das Projekt 20 0 to 2000, auf dem geladene Künstler einen 20-minütigen Beitrag zum damals bevorstehenden Jahrtausendwechsel machten – darunter auch Mika Vainio und Ilpo Vaisanen. Dieser gerade nicht zaghaften Klangkunst der hohen Prägnanz der »Figur« steht die von Punk und industrial infiltrierte Musik Alec Empires solo und mit der For-mation Atari Teenager Riot gegenüber. Minimalismus steht hier kompositorisch im Dienste der Hervorkehrung brachialer Klänge, der high intensities des »Grunds« (vgl.