1.5 Sound-Generations 157 und Hip-Hop stattgefunden, ohne dass am zentralen Korpus der Musik ernsthafter Schaden entstanden ist. Es sind dies typische Dekadenzerscheinungen in der Folge eines ungesunden, hysterischen Pop-Hypes. Das Ende des Hypes wird den Anfang einer neuen Klarheit bedeuten« (ebenda, S. 148). Die Verballhornung von ungesund und hysterisch sowie die Klarheit der Programmatik, die im Ende des Einen den Anfang des Neuen sieht, rücken die Aussagen eines Techno-Theoretikers in die Nähe der Termini und der Rhetorik einer Ideologie, die viel mit natürlicher gesunder Erneuerung aber wenig mit selbstorganisierender Horizontalisierung zu tun hat. Die Selbststilisierung, der ständige Superlativ der Hypeness und die ostinate Redundanz war damals und ist heute die Sprache der Medien, die Sprache der Po-pularisierung. Diese Art der Imagebildung wird von der Techno-Generation bewusst und erfolgreich genutzt: »Was ist totalitärer als ein [. . . ] allgemein akzeptiertes Pop-Idol« (RIEDL 1987), was ist entlarvender als die Provokation des medienin-duzierten »Mikrokosmos der Kontrolle« (KOPF 1987, S. 51), ist es Affirmation der Medienstrategien zur politischen Benutzung von Massen, ist es Dekonstruktion von politischen Medienstrategien der Macht? Abseits der Intention der Macher bleibt das Dilemma der Rezeption umbewerteter Zeichen und Strategien. Vorrangig Österreich mit den Vienna Electronics (aus der Fusion von amateuris-tischen Pop-Musikern mit akademischer Ausbildung in elektronischer Musik hervor gegangen) und Großbritannien sind die Hochburgen jenes Techno, der im Fahrwasser der europäischen Hochkultur avantgardistische Strömungen hervor gebracht hat, der mittlerweile als im Konzertsaal aufgeführte Musik sich mit dem Habitus der Kunst darstellt und sich vom tanzorientierten Detroit- und Chicago-Style unter-scheidet. Selbst wenn die Kölner Szene sich als Schnittstelle zwischen diesen beiden Stilen definiert, ist der ideologische, explizit politische Anspruch zentral, der in der Rezeption von Techno »nur« durch das Ausleben von Lust implizit wirksam wird – der politische Anspruch wird in den USA primär Hip-Hop als schwarzer Straßen- Bewegung zugesprochen – dort vermischt sich Aufklärerisches mit Hedonismus in einer gelebten politischen Kraft als emotionales politisches Klima. Techno ist der musikalische Cyborg; Techno versteht sich als Maschinenmusik und zugleich Body-Music: Reihung von Klangstrukturen zur körperlichen Reizung – hier wird ohne Aufklärerisches Hedonismus zu einer gelebten politischen Kraft als emotionales Klima. 1.5.4 Digitale Popularkultur – notwendigerweise eine hedonische Körperkultur Digital Music greift jene im Techno zur wirtschaftlichen Größe gewordenen Uto-pien wieder auf – ein weiterer Schub der (informellen) Demokratisierung: täglich vermehrte technische Verfügbarkeit, Partizipation über interaktive Kommunikation zur selbstorganisierenden Gestaltung von Prozessen in Net-Structures. Mit der horizontalen technoiden Musizierform geht eine Theoretisierung sowohl im kultur/sozialwissenschaftlichen als auch im naturwissenschaftlichen Bereich parallel, die Theoretisierung wirkt politisch horizontalisierend. Die Übernahme der Theoretisierung durch die Szene selbst (JACOB 1996), die Theoretisierung des (eigenen) emotionalen Bewegtseins (KLEIN 1999, S. 123) entsprechen auch einer