168 The exciting Sound of Pop Nur die nicht musikwissenschaftliche Jugendkulturforschung und die Szene- Schreiber des Techno, in der Nicht-Musiker ob der Verfügbarkeit des Mediums Klang/Musik sich seiner/ihrer bemächtigen, huldigen dieser Verknüpfung von Sound mit physischer und emotionaler Bewegtheit mit sozialer/politischer Bewegung. Die-ser Diskurs verstärkt ein Bewusstsein und ist Teil der Pop-Kultur. Gegenkultur erhebt sich nicht, sie wird erhoben, von der Theorie (JACOB 1996). Die kritische Distanz der Musikforschung ist aus dem (idealistischen) Dogma artifizieller Musik, eine musikalische Sprache zu sein, erklärbar. Die dagegen gerichtete Pop-Kultur und die für ihre Herausbildung in ihrer Sounddominanz mit spezifischen funktionalen Implikationen versehene Pop-Musik zwingen ihre funktional emotionale Bestimmt-heit zu denken, dies erlaubt die Sicht auf ihr Zueinander als emotionales politisches Konzept und erweist sich möglicherweise auch für andere, nicht-artifizielle Musik-formen als paradigmatisch, wo nicht die Kommunikation von Bedeutung, sondern das funktionale Erregen von Aktionen Intention ist. Damit dringen Theorien der Anthropologie in die Pop-Musik-Forschung ein. In der Klangdominanz und der Möglichkeit direkt Emotionalität zu erregen liegt gerade die zentrale Funktion von Musik in der Jugendkultur als emotionales Konzept. Sie ist abseits der Sprache und anderer, an (kulturelles Vor-) Wissen gebundener Zeichen zuerst die direkte Provokation von emotionalen Konnotation; sie ist auch nicht durch andere Funktionen eingeengt, wie dies Kleidung, Sprache und andere Teile des Lifestyle sind – semiotisch betrachtet sind diese Teile der Pop- Kultur pragmatisch; für Sound kann gelten, dass er nicht Mittler von Bedeutungen ist, sondern funktional erregt. Pop hat damit den »Paradigmenwechsel von der sprachlichen zur körperlichen Kommunikation« (HEISS 2001, S. 1) vollzogen. Aktivierungstheorien (WUNDT 1874), die allein Intensität als direkt erregend postulieren und (darauf aufbauende) ästhetische Theorien, die Hedonismus als biologisch basierte von (strukturellen) Reizeigenschaften unmittelbar über deren Erregungswert induzierte Determinante annehmen (BERLYNE 1970, 1971, 1974) und erst in weiterer Folge die kognitive Bewertung von Stimuli als Erregungskomponente werten (KONÉCNI 1977) ebenso wie anthropologische Sichtweisen, die Korporalität ins Zentrum von Kultur stellen, führen diese »Redeweisen der Szene« (KLEIN 1999) wie Spekulationen auf eine theoretische Basis; eine Stützung durch Befunde experimenteller Studien soll dabei versucht werden. Im Verein mit einer durch Geschwindigkeit und Digitalisierung zunehmend vir-tualisierten Welt werden die mechanischen Fähigkeiten des Körpers mehr und mehr durch seine hedonischen ersetzt werden. Nicht nur für die Popularisierung sensorisch begründeter und rezipierter Musik wird Hedonismus eine Rolle spielen, sondern auch für die Gestaltung der mit der Digitalisierung möglich gewordenen Willkür-lichkeit – Hedonismus wird als Kraft der Popularisierung abseits des durch die Körper-Umwelt-Interaktion erlernten mechanistischen Prozesses erachtet. Musik als hedonisch geregelter nonmechanistischer Prozess wird allgemein dabei als Modellfall zu diskutieren sein – im besonderen Pop und sein Instrumentarium als Rückent-wicklung zu körperorientiertem musikalischen Verhalten. Mit der (Generierung) von Pop-Musik als Körperpraxis, mit der Instrumentierung originären Musizierens in der Interface-Technology, mit dieser Redefinition des Körpers geht eine Neubewertung der experimental aesthetics einher.