170 The exciting Sound of Pop der zugeordnete Vermittler zu einem Ereignis oder einer Zuständlichkeit. Das Zei-chen vermittelt, das Signal ist Teil des Kommunikationsinhalts, es drückt diesen unmittelbar aus. Musizieren, abseits des Erfüllens des Gesetzen, ist gleichsam als Artefakt der Schrift überwunden; Musizieren als unmittelbare Ausdrucksform, bzw. als unmittelbare Kommunikationsform ist in jenen kunstvollen Musiken eliminiert – selbst freies Spiel ist dort ein Spiel mit Regeln. Interpretatorisches Verhalten bildet die Brücke zum musizierenden Verhalten. Die Gestaltung des (emotionalen) Ausdruckslauts, des Signals, musizierendes instrumentarisiertes körperliches Verhalten und musikalisches Sprechen können als solche, am unmittelbaren Ausdrucksverhalten orientierte originäre Formen von Musik betrachtet werden, die nichtschriftliche Formen von Musik bestimmen. Selbst wenn signalhafte Züge in solchen, mit dem musikalischen Zeichen entstandenen, musikalischen Gestalten vorkommen, also Signale willkürlich überformt werden, ist das Übertragen schriftgebundenen musikalischen Denkens auf solche originäre Musik demnach inadäquat; wertende Schlüsse aus der Anwendung analytischer Verfahren zum Nachvollzug der sprachähnlichen Strukturiertheit auf originäre Musik (ver-) führten zu deren Charakterisierung als triviale Musik (RAUHE 1968). Die Entwicklung der Pop-Musik lässt sich unter der Prämisse der Klangorientiert-heit und dem kommunikativen Charakter des Signals, der direkten, allgemeinen Körper-Klang-Koppelung betrachten. Praxis und zunehmend auch Theorie fokussie-ren den erregenden Sound, eingebunden in Handlungen mit subversiven sozialen und politischen Ansprüchen wie in hedonisches Empfinden. Trotz technischer Extensio-nen der Körperlichkeit ist in der Generierung wie in der Rezeption der Anspruch der Körpergebundenheit geblieben, ja mit der Technologie gleichsam erweitert/verstärkt worden. Auf der Seite der Generierung ist die Formung des Klanges durch den Körper, auf der Seite der Rezeption ist die Formung des Körpers – seines Verhal-tens – durch den Klang fokussiert worden. Klang ist dabei Teil eines körperlichen Zustandes, der ob seiner Allgemeingültigkeit kommunikativen Wert hat und in kommunikative Prozesse der Interaktion eingebunden ist. Durch seine Verbindung mit dem Ausdrucksverhalten trägt er nicht nur Information über den emotionalen Zustand in sich – er ist nicht dessen zeichenhafter Vermittler, sondern ein Teil dessen. Nicht das Zeichen, das den Klang bedeutet, steht im Zentrum des Interesses, sondern der Klang in seiner Klang-Körper-Koppelung als Teil emotionaler Empfind-lichkeit, damit den systematischen Methoden zugänglich; der Bezug ist abseits von Zeit und Raum gültig. Von der Entwicklung des Rockinstrumentariums aus dem Jazz-Ensemble bis hin zur Verwendung von technischen Modifikationsmodulen aus der elektro-mechanisch / -magnetischen bis zur elektronischen und digitalen Informationsübertragung / -verarbeitung / -speicherung lässt sich die Entfernung von der (interpretatorischen) Umsetzung von musikalischen Schriftzeichen in Klänge zum unmittelbar körper-lichen Formen von Klängen beobachten. Was als scheinbare Rückentwicklung im Sinne der durch den technischen Fortschritt bestimmten Ästhetik nach Max WE-BER (1921) erscheint, kann letztlich als durch technischen Fortschritt motivierte Änderung ästhetischen Verhaltens betrachtet werden – als eine Mediamorphose