172 The exciting Sound of Pop Synthesizers auf den Gitarrenklang und seine Spielart zurück gewirkt. Zu Beginn hat die diskrete Tonhöhenerzeugung mit Verschleifung am Modell der Gitarre das Spielverhalten des Synthesizers eingeschränkt, später hat die Interfacetechnologie zum Spiel synthetischer Klänge gleichsam an der Klang-Körper-Koppelung des Feedback-Spiels der Gitarre Modell genommen. Digitalisierung, die Transformation analoger Zuständlichkeit in Codes, brachte Machbarkeit und damit Willkürlichkeit in die Gestaltung. Dies wurde in den Neuen Künsten thematisiert; der Musik als zeichenhaftes System ist es eingeschrieben und in den Computerkünsten von der Computermusik avantgardistisch getragen – im Pop wurde die Willkürlichkeit des digitalen Codes wenig genutzt. Die digitale Klangerzeugung brachte die Willkürlichkeit des Klanges, sie brachte vor allem aber erweiterte Klangverarbeitungstechniken im massenhaft produzierten Billigformat abseits der teuren, individuell gefertigten Analogstudios. Sie machte schließlich den Laptop zum Instrument des Musizierens: Gitarre wurde gegen Laptop getauscht, eine andere Art des Pop entstand, die die Fusion des Sound-Gehabes des Pop mit den artifiziellen Verarbeitungstechniken der digitalen musikalischen Avantgarden verband, die letztlich als digital Musics beide befruchtete. In der nach Hedonismus gestalteten Welt der Willkürlichkeit finden digital culture und Pop zusammen. Ein redefined Körper, befreit von der Einschränkung auf seine mechanischen Fähigkeiten, ist ihnen gemein. Pop-Musik ist sounddominierte Körpermusik im soziopolitischen Kontext. Als Körpermusik ist Pop originäres Musizieren auf der Basis der unmittelbaren Körper- Klang-Koppelung – mit der Erforschung dieser funktionalen Bezüge ist Pop- Forschung zentraler Teil der systematisch musikwissenschaftlichen Forschung Als primär auf der konnotativen Ebene activity spielende Klangformung ist Pop- Musik sounddominierte funktionale Musik als Teil eines emotionalen Konzepts, das auf Erregung baut, in dem sich Politisches wie Hedonisches des Alltagslebens vollziehen. Als sounddominierte technoide Körpermusik rekurriert Pop auf körperliche Ge-nerierung wie Rezeption von elektroakustischen/elektronischen Sounds. Im Sinne Max WEBERs geht ihre Entwicklung mit der Entwicklung von Technologien einher. Elektronische Technologien machen Musik zu einer vermittelten Sache, in der nicht nur die Musizierenden als Medien agieren. Als Mediamorphose bezeichnet BLAU-KOPF diese Metamorphose sozioästhetischer Erscheinungen und Bedingungen durch Medien, eine Erweiterung des WEBERschen Ansatzes. Der Gebrauch der Medientech-nologie in der Musikgenerierung führt zu Musiktechnologien, die im Gegensatz zur Schrift als Musiktechnologie den Weg der Mediatisierung als »any extension [that] affects the whole psychic and social complex« (McLUHAN 1994, S. 4), als Entfernung von der unmittelbaren Körperlichkeit (in der Körper-Umwelt-Interaktion) gleichsam zurückgehen. Technische, meist intelligente Interfaces beziehen sich auf originäres musizierendes Verhalten, auf instrumentarisiertes Ausdrucksverhalten – Klang ist dabei Faktor der Immersion einer Interface-Situation, eine emotional involvierende und darin verstärkende Größe wie im pop-musikalischen Musizieren. Pop ist damit die populäre und gelebte Avantgarde vieler neuer technoider Künste, die mit der Initiation intuitiv erfassbarer Situationen Kunst und Leben verbinden.