182 The exciting Sound of Pop musikwissenschaftlichen Zugang zu Pop-Musik, das Denken und die Methoden der traditionellen (analytischen) Musikwissenschaft konnten adaptiert auf Pop angewandt werden. Das Verständnis von Pop als hochmediatisierte Sprache in Zeichen wurde spätestens mit der Verwendung von Samples im Techno als spürbare, wirkungsvolle Sounds abseits möglicher Bedeutungen obsolet. Pop wurde als Kör-perpraxis gesehen, Sound als sein adäquater Mediator. Dass die hedonische Nutzung einer Körper-Klang-Koppelung politische Kraft besitzt, ist Teil einer postmodernen Sicht von Jugendkultur. Diese implizite Wirkkraft steht der explizit formulierten der Moderne der sechziger Jahre entgegen. Auf diese gering mediatisierte Kommu-nikationsform, auf diese basale nonverbale Kommunikation als gesellschaftsbildende Größe einer zunehmend informell werdenden Gesellschaft baut Pop, darauf versucht die vorliegende Arbeit zu rekurrieren. Die Forschung hat sich mit dem Gegenstand – der Gegenstand mit der Forschung gewandelt. Neben der innermusikalischen Etablierung des Parameters Sound, neben der ideologischen Wende und dem Blick auf den funktionalen Charakter von Sound in der individuellen wie sozialen Rezeption, neben dem Nachvollzug der wirtschaft-lichen und politischen Funktion des Verkaufs von Gegenhaltung, neben letztlich der Einsicht in die Notwendigkeit der versuchten Betrachtung von innen spielt die Entwicklung technischer Geräte zur Handhabung wie Analyse eine bedeutende Rolle in der Produktion wie auch der Reflexion dieses Parameters. Gerade in der Produktion laufen technische Machbarkeit mit kommerzieller Verfügbarkeit und spieltechnischer Handhabe im Konglomerat von Verfügbarkeit und Amateurismus zusammen, als Mediatoren einer Massenbewegung. Technische Innovationen be-rühren Produktion und Distribution und damit Popularisierung einer nunmehr auch technisch analysierbaren Musik. Dieselbe Technologie erlaubt den analytischen Zugang zu Pop – nicht die aus der Kunstmusik entlehnte Analyse musikalischer Zeichen; die Klanganalyse erlaubt den Zugang zum Soundphänomen Pop; zum Spiel mit dem erregenden Klang. 2.3 Pop als Stimulans – Pop-Musik als instrumentarisierte, kollektivierende Ausdrucksform 2.3.1 Das klangformende Spiel mit der Erregung Es existieren mittlerweile analytische Betrachtungen, die Klang als einen geeigneten Parameter zur stilistischen Differenzierung innerhalb des Pop ansehen. Er unter-scheidet bei gleichen harmonikalen und melodischen Eigenheiten den Rock’n’Roll vom Hard-Rock und vom Punk. Er differenziert zusätzlich zur formalen Unter-schiedlichkeit den liedhaften Beat und Folk von den stationären Formen des Soul und der Disco-Music, er gliedert diese schwarzen, stark motorischen Stile, er ist stildifferenzierend für den weißen Techno. Seine unterschiedlichen Ausformungen weisen Sound zugleich (übergeordnet be-trachtet) als gemeinsam und bedeutsam aus. Dieses Gemeinsame äußert sich am Bekenntnis zum Primat von Klang und seiner Koppelung mit Emotion. Die Do-minanz und spezifische Differenzierung wird analytisch konstituiert, oftmals in