184 The exciting Sound of Pop Ausgangspunkt sind evolutionstheoretische Vorstellungen über die Entstehung von Musik, in denen ein Kommunikationssystem angenommen und die emotionale Wirkung von Musik in Bezug gebracht wird mit dem Signalcharakter von Klängen (KNEPLER 1977) und von emotionalem Verhalten (BLACKING 1977). Laut und Verhalten sind Teil einer emotionalen Befindlichkeit, die ob der Allgemeingültigkeit kommunikativen Wert haben. Pop-Musik ist in Generierung und Rezeption an originäre Kommunikationsformen gebunden. Diese anthropologisch beobachtbaren Parabedingungen von Musik werden ob ihres kommunikativen Wertes in soziologi-sche Mechanismen eingebunden in ihrer kulturellen Nutzung betrachtet: Pop-Musik rekurriert in hohem Maße auf originäres Musizieren, das an diesen Signalcharakter von Lauten gebunden ist – damit ist Pop ein Teil volksmusikalischen Musizierens. Physikalisch ist Sound Erregung, die physiologisch mit Erregtheit einhergeht – aus der Allgemeingültigkeit dieser Klang-Körper-Koppelung erklärt sich sein basal signalhaft kommunikatorischer Wert, der ihn in soziales Geschehen einbindet: Was auf der Seite des Senders als klangliches Korrelat von Ausdrucksverhalten darstellbar ist, ist auf der Seite der Rezipienten als Stimulus für zumindest die Empfindung der Erregnungskomponente des Ausgedrückten bewertbar – selbst als social sign ist sound in den originären Musizierweisen der Alltagskultur nicht vom vor-/parasprachlichen Signalcharakter gelöst. Am Klang vollzieht sich letztlich ein soziales, politisches als emotionales Konzept. Der Zusammenhang zwischen dynamischen Elementen und Erregung erweist sich experimentell als Parallelfall zum photic driving als acoustic driving (HAR-RER 1973). Die Steigerungen der Qualitäten des Konglomerats Dynamik – wie Intensitätszunahme, zeitliche Akzelleration und Erhöhung der »sharpness« (BIS-MARCK 1974) – wirken unmittelbar auf die Erregung. Der Zusammenhang dieser Klangqualitäten mit Erregung bewirkt die Zusammenführung zweier die Spezifität von Pop beschreibender Qualitäten im erregenden Sound; diese experimentellen Befunde erweisen sich damit als adäquat für Pop-Musik-Forschung hinsichtlich ihrer Genese wie Rezeption. Eine zeichenhafte Überformung dieser Erregungsqualität in der Rezeption ist andeutungsweise durch das Experiment von SCHACHTER & SINGER (1962) nach-vollziehbar. Unspezifische Erregung wird situativ durch den Kontext inhaltlich interpretiert – die inhaltliche Variabilität ist selbstverständlich durch die Dominanz der Erregung auf erregungsinduzierte Gefühle eingeschränkt. Im Falle des Pop dürften Gegenhaltungen wie der Hedonismus als grundlegende, auch inhaltliche Komponente mit dieser Empfindungsqualität auf der Basis spezifischer Stimulusei-genschaften einher gehen. Dass die Reagibilität (HARRER & HARRER 1985), also der Bereitschaft sich erregen zu lassen, eine Vorbedingung für diesen basalen driving effect ist, dürfte bei Pop nicht bloß eine individuelle Sache sein – das Surrounding zur Erhöhung dieser Bereitschaft wird in entsprechend konstruierten Events spezifisch erzeugt, d. h. der Kontext, auf dem die Erregung als Text zu lesen ist, wird durch Surroundings, von situativen effects bis hin zu vermittelten Bedeutungen, gezielt geschaffen – darin ist Pop auch nutzbar und nach ADORNOs (1970) ästhetischem und zugleich politischem Weltbild nicht sozial wahr. In diesem Sinne nähert sich Pop dem Verständnis eines