186 The exciting Sound of Pop individuelle Motivationen mit sozialen Funktionen verbinden. Damit definiert dieser so begriffene systematisch-musikwissenschaftliche Gegenstand die systematische Musikwissenschaft als musikwissenschaftliche Teildisziplin in ihren Bezügen zu den anderen Teildisziplinen, er reiht sie damit in den Kanon der Wissenschaften als kulturwissenschaftliche Disziplin ein. Dieser Zugang ist ein primär systematisch-musikwissenschaftlicher, der die syste-matische Musikwissenschaft weder als die überschauende Gesetzeswissenschaft, noch – letztlich daraus abgeleitet – als dienende Grundlagenforschung sieht. Es werden auch die Teildisziplinen der systematischen Musikwissenschaft wie der Musikwissen-schaft nicht ob des auf einen anderen Gegenstand gerichteten Forschungsinteresses theoretisch und methodisch den großen Mutterdisziplinen unterstellt, die ihrerseits diesen Gegenstand Musik als Indikator ihres Gegenstandes erachten. Im Blickpunkt kulturwissenschaftlicher Betrachtung werden die gegenseitigen Bezüge berücksich-tigt, die den Gegenstand diskursiv jeweils neu schaffen. Pop-Musik ist dominant der erregende Sound und nicht ihr Sound Zeichen für Erregung. Allgemein wird die Korrelation von Musik und Emotion auf die Rezeption und Interpretation, seltener auf die kompositorische Arbeit bezogen. Die Hochkultur bringt dabei Gefühle mit Kontemplation und Objektivation in Zusammenhang und erachtet Musik nicht als direkten Ausdruck von Gefühlen. Das musizierende Verhalten wird dem volksmusikalischen Verhalten zugeschrieben; es ist Paradigma des instrumentarisierten Ausdrucks im Pop. Pop-Musik ist eine unmittelbare Ausdrucks- oder Empfindungsform, die Klang-lichkeit an körperliche und emotionale Zustände koppelt: Klang und körperliches Verhalten sind Teile eines emotionalen Zustandes und nicht ihr zeichenhafter Aus-druck. Dissidenter Pop klingt erregt ob der erregten Haltung oder Stimmung, die mit erregtem (Spiel-) Verhalten einhergeht. Seine Rezeption ist dann reaktives Verhalten auf einen Klang, der allgemein mit diesem emotionalen Zustand einhergeht; diese Erregung wird im Verbund mit außermusikalischen Surroundings inhaltlich, in den unterschiedlichen Ausformungen als dissident interpretiert (SCHACHTER & SINGER 1962). Die Mediatisierung von Spielverhalten und Klang als Geste und ikonisches Zeichen, als Symbol durch willkürliche Bedeutungszuweisung, als großflächig kon-ventionell gestütztes Zeichensystem, als Sprachen, verstärken den kommunikativen Charakter und lösen diesen vom körperlichen Zustand – aber: vor jeder zeichenhafter Überformung ist Pop-Musik unmittelbar körperliches, unmediatisiertes Kommunika-tionsverhalten bzw. spielt mit diesem. Für Musik gilt, dass sie, noch bevor sie irgend etwas anderes zu sein vermag, erst einmal eine »Körperpraxis« ist, argumentiert WICKE (2001) mit Bezug auf LEPPERT (1993); diese Körperpraxis ist primär durch Erregung bestimmt. Folgt man dem Selbstverständnis der Pop-Musik als körperorientierte Gegen-haltung, als hedonisches Stimulans, dann sind Modelle für ihr wissenschaftliches Verständnis weniger im Verstehen zeichenhaft vermittelter Bedeutungen, sondern im wissenschaftlichen Nachvollziehen von musikalischen Praktiken zu sehen, die dem originären Musizieren (der Volksmusik) nahe stehen dürften. Pop-Musik wird dabei begriffen als stimmliche Äußerung individueller Befindlichkeit, (wie) als instrumen-tarisiertes, in Klang geformtes Ausdrucksverhalten, das dann in der musikalischen